Was ist Yoga?
‚Und Sie machen wirklich nichts anderes als Yoga?‘ fragt meine Fußpflegerin leicht ungläubig. Ansatzweise genervt fügt sie noch hinzu: ‚Überall kommt in den Medien die Aussage ‚übe Yoga und alles wird gut‘ – wie soll das funktionieren, wie kann das gehen?‘. Ich danke ihr für diese Anmerkung und sage missionierungsfrei: ‚Ja, der Hype um Yoga verunsichert viele Menschen, das verstehe ich.‘ Die Idee für diesen Artikel war geboren. Wie geht also eine Lehre aus so alter Zeit (Yoga wird auf ca. 5000 Jahre geschätzt) und noch dazu aus einer fernen Kultur (Herkunftsland: Indien) mit unseren modernen, mitteleuropäischen Bedürfnissen zusammen?
Warum, wie, bei was hilft Yoga und was bringt es?
Machen Sie sich am besten selbst ein Bild. Ich atme also bin ich: Wir üben Yoga ‚unbewusst‘ von der ersten Sekunde an, schlüpfen auf diese Welt und unser erster Job ist ‚atmen‘ – das geht zum Glück zunächst automatisch. Die Atmung ist jedoch eine Funktion, die wir fortgesetzt benötigen, nicht nur um schlicht am Leben zu bleiben, sondern auch für verbessertes Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Entspannungsbereitschaft. Der Yogi kultiviert daher diese Funktion über besondere Atem-Techniken ‚Pranayama‘ genannt. Versorgt so nicht nur die lebenswichtigen Organe mit vermehrt Sauerstoff (für Immunkraft, Regeneration, Anti-Aging) sondern hilft damit auch beim Stress Management. Die Stress-Hormone (Adrenalin, Kortisol..) werden heruntergefahren und Glückshormone (Serotonin..) aktiviert. Ganz ohne säuselnde Musik von außen oder den seltenen optimalen Tag am Strand, sondern immer und überall durchführbar, leicht zu lernen, schnell, billig, parat. Wer liebt nicht ökonomische Lösungen?
Yoga-Philosophie: Leben ist Bewegung
Wir sind Bewegungstiere: ein Kleinkind hat einen natürlichen Bewegungs- und Entdeckungsdrang. Der kleine Kerl liegt auf dem Bauch am Boden, hebt Oberkörper und Kopf, stützt sich dabei auf seine Hände und lächelt dich herzschmelzend an. Eh voila: das ist eine Yoga Position (‚Asana‘). Eine von vielen, die der Natur entlehnt sind. Durch die Kobra, so heißt diese Asana, wird Stützkraft aufgebaut, die Wirbelsäule flexibilisiert und genährt, das Herz ‚geweitet‘, die Kontaktfähigkeit initiiert – Kraft ganz ohne Fitness Studio und Kontaktbereitschaft ohne Flirtkurs. Wow! Das Schöne: diese Asanas wirken auf den gesamten Körper, all seine Strukturen, die Muskeln, Gelenke, Faszien, Organe, Gefäße, Nerven.. Schon wieder ein Rundumschlag zum Thema Mensch. Alle Asanas kann ein gut geschulter Yogalehrer zudem so anpassen, dass jeder sie ausführen kann. Mit einem Triathleten trainiere ich anders als mit einem Rekonvaleszenten nach schwerer Krankheit, aber beide profitieren gleichermaßen. ‚Alles Große ist einfach‘, sagte Goethe einmal.
Grundelemente im Yoga: Atmung und Bewegung im Kombipack
In einer Yoga-Session werden diese beiden Grundelemente, Atmung und Bewegung, idealerweise harmonisch miteinander verwoben, es entsteht ein ‚Flow‘. Dieser Zustand von Einheit ermöglicht es dem Individuum, einen eigenen Rhythmus zu finden. Und zwar den, der perfekt zu ihm passt und so vor Überlastung schützt. Mit jeder Einheit auf der Matte wachsen Vertrauen ins eigene Tun, Ruhe, Kraft und damit: Mut! Wir probieren aus, fallen um, stehen wieder auf, beginnen neu. Alles in allem repräsentiert die Matte das Leben, ich erlebe mich hier von frustriert bis euphorisiert. All dies gehört aber auch zum Menschsein. Durch fortwährende Integration und Akzeptanz all dieser Lebensaspekte, wie sie uns nun auf der Matte begegnen, erhöht sich die Chance, dies auch im Alltag positiv umzusetzen. Damit sich selbst und anderen mit mehr Gelassenheit, Humor und Toleranz zu begegnen. Durch die vermehrte Achtsamkeit das eigene Potenzial erkennen, persönliche Wünsche formulieren, und umsetzen.
Oberste Regel im Yoga: Peace
Allem voran geht dabei die oberste Regel aus der Yoga Philosophie: ‚Ahimsa‘, das bedeutet ‚Gewaltlosigkeit‘. Yoga repräsentiert somit unsere menschlichen Bedürfnisse, Wünsche und Schwierigkeiten. Es beinhaltet eine Sammlung gesundheits- und bewusstheitsfördernder Techniken, und eine Philosophie, die Frieden mit sich und anderen zum Thema hat.
Einen Versuch wert?
Autoren: Heike Fusswinkel, Klaus Heitzenröder
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