Was ist EMDR?
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist ein therapeutisches Verfahren, das vor allem in der Behandlung von Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung zur Anwendung kommt. Mit dem Begriff des Traumas bezeichnet man schwere seelische Erkrankungen, die in Folge von Ereignissen auftreten, die das Leben und die psychische Integrität eines Menschen im Innersten erschüttern. Oft lassen diese nur eine Art von sprachlosem und hilflosem Entsetzen zurück. (Beispiele: Schwere Verkehrsunfälle, Folter, Vergewaltigung, Terroranschläge, Erdbeben, Tsunami…)
Wie wirkt EMDR?
EMDR ist eine Methode, das vom Patienten erlebte Trauma Stück für Stück aus seinem Bewusstsein zu löschen. Indem der Patient zum einen einen „sicheren Ort“ oder eine sichere innere Ressource in seinem Bewusstsein verankert, zu der er immer wieder zurückkehren kann. Die Verankerung dieser Ressource/dieses sicheren Ortes kann man sich so ähnlich vorstellen, wie den Patronus-Zauber in Harry Potter. Ein starkes, stützendes inneres Bild wird so fest im Bewusstsein verankert. Es soll jederzeit abrufbar sein und den Patienten vor seinen eigenen traumatischen Erinnerungen schützen. Das Ziel ist dabei nicht das Vergessen oder die Verdrängung des Erlebten. Dies ist nicht möglich. Vielmehr soll der Patient in die Lage versetzt werden, seinen Erinnerungen nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein.
„Schnelle Augenbewegungen“ helfen bei der Integration
Zum anderen macht sich EMDR den Umstand zunutze, dass schnelle Augenbewegungen bei ruhig gehaltenem Kopf offenbar im Gehirn Prozesse in Gang setzen, die bei der Verarbeitung von Erlebtem helfen. Diese Erkenntnis stammt vor allem aus der Schlafforschung. Die während der Traumphasen beobachteten schnellen Augenbewegungen werden gewissermaßen künstlich induziert, was dem Gehirn das Signal geben soll, die traumatischen Erfahrungen des Patienten zu verarbeiten.
Wie läuft eine EMDR-Therapie ab?
Eine EMDR-Therapie hat verschiedene Phasen. Zunächst wird die Leidensgeschichte des Patienten erhoben. In einer zweiten Phase schafft der Patient in seinem Bewusstsein den „sicheren Ort“/die positive Ressource. Diese wird fest im Bewusstsein verankert. In der dritten Phase wählt der Patient eine repräsentative Situation aus seiner Traumaerfahrung aus (z.B. könnte das bei einem Afghanistan-Rückkehrer sein: „Als ich das kleine afghanische Mädchen tot dort liegen sah“). In der vierten Phase beginnt die eigentliche Behandlung: Während der Patient sich diesem einen Bild seiner traumatischen Erfahrung innerlich aussetzt, folgt er mit den Augen bei ruhig gehaltenem Kopf den raschen Handbewegungen. Diese vollzieht der Therapeut vor den Augen des Patienten. Danach wird eruiert, ob das Verfahren dem Patienten Erleichterung verschafft hat, wie sich eventuell seine Wahrnehmung verändert hat und wie weiter zu verfahren ist.
Wem hilft EMDR?
Die Anwendung der EMDR erfolgt wie beschrieben hauptsächlich bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung. Unter Umständen ist sie auch bei Angststörungen ohne traumatischen Auslöser hilfreich. EMDR gehört zu den bei entsprechender Indikation von den Krankenkassen anerkannten Verfahren. Noch mehr Informationen gibt es bei der Europäische Gesellschaft für Traumatherapie und EMDR e.V.
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