Woher kommt der Aderlass?
Medizingeschichtlich spielt der Aderlass (Phlebotomie) eine sehr große Rolle. Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, wann er zum ersten Mal praktiziert wurde. Sicher ist, dass er bereits im Altertum in Ägypten, Babylonien, China, Indien und Griechenland bekannt war. In der Klostermedizin des Mittelalters war die Therapie ebenfalls stark verbreitet und kam auch dann zum Einsatz, wenn man eigentlich hilflos war. Dieser Umstand sowie heute abschreckend wirkende Instrumente und obskure Therapieziele brachten dem „Blut abzapfen“ einen zweifelhaften Ruf ein. Eines dieser Ziele war zum Beispiel, Menschen den Teufel auszutreiben.
Erkenntnisse bis in die heutige Zeit
Im Mittelalter glaubte man, dass das Ungleichgewicht der Körpersäfte zu Krankheiten führt. Die Blutmenge zu reduzieren, war also eine logische Möglichkeit, für Ausgleich zu sorgen. Auch wenn moderne wissenschaftliche Zusammenhänge den Badern des Mittelalters nicht bekannt waren, führte die Phlebotomie oft zu bemerkenswerten medizinischen Ergebnissen. Einige Anweisungen des Mittelalters sind bis heute gültig. Man ließ Patienten beispielsweise zur Ader, um Infektionen zu heilen. Mittlerweile weiß man, dass sich Bakterien weniger stark vermehren, wenn der Eisengehalt des Blutes geringer ist. Die Blutmenge zu reduzieren, erzeugt genau diesen Effekt.
Bei welchen Krankheiten wird der Aderlass angewendet?
Jahrhundertelang ließen Bader Menschen mit Infektionen und Entzündungen zur Ader. Oft war dies die einzige Möglichkeit, die eigene Hilflosigkeit zu überdecken. Man tat irgendetwas, ohne zu wissen, wie es funktioniert und ob es tatsächlich hilfreich war. Dennoch gab es in vielen Fällen eine Verbesserung, was sich auch psychologisch erklären lässt. Sowohl Ärzte als auch Patienten glauben fest daran, dass es hilft, von überschüssigem Blut befreit zu werden. So wurde häufig ein Placeboeffekt erzeugt.
Anwendung in Medizin und Naturheilkunde
Einige Mediziner der Naturheilkunde führen die altbekannte Prozedur heute wieder mit Erfolg durch. Sie gewinnt an Ansehen, da ihre Wirksamkeit in vielen Fällen beweisbar ist. Blut „abzulassen“ wirkt therapeutisch und prophylaktisch. Meist kommt die Behandlung bei Fettstoffwechselstörungen sowie erhöhten Blutzucker- und Harnsäurewerten zum Einsatz. Wissenschaftlich lässt sich die Wirksamkeit so erklären: Durch den Blutverlust werden dem Körper schädliche Stoffe entzogen und durch weniger gefährliche ersetzt. Sie stammen meist aus dem interzellulären Raum. Die Verringerung der Blutmenge regt die Blutneubildung an und verbessert seine Fließeigenschaften. Der Stoffwechselstress verringert sich, während die Extremitäten besser durchblutet werden. Gerade beim metabolischen Syndrom zeigt die Therapie Erfolge, also bei Übergewicht, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und hohem Blutdruck. Man nutzt sie auch zur Beruhigung bei Koliken, bei Hauterkrankungen und bei Neigung zu Schlaganfall.
Wie wird der Aderlass praktiziert?
Für die Durchführung gibt es feste Vorgaben. Man entnimmt maximal einen halben Liter Blut aus der Armvene der Ellenbogenbeuge. Beim sogenannten „sanften Aderlass“ nach Hildegard von Bingen werden maximal 100 ml entnommen. Das Blut wird in einem Behälter aufgefangen und später begutachtet. Die erforderliche Blutmenge hängt vom jeweiligen Eisenspiegel ab. Bei der etwa 5-minütigen Behandlung wird der Blutdruck genau kontrolliert. Dass der zunächst abnimmt, ist völlig normal. Tritt Schwindel auf, wird die Behandlung sofort abgebrochen, denn für Menschen mit Blutarmut oder niedrigem Blutdruck ist sie nicht geeignet.
Gesundheitsförderung durch uraltes Heilverfahren
In der Regel wird die Behandlung im Abstand von einigen Wochen mehrmals wiederholt. An einigen Instituten gehört das uralte Heilverfahren heute sogar zum Standardrepertoire. Es gibt mehrere wissenschaftliche Studien, die seine Vorteile belegen. Da große Bevölkerungsgruppen vom metabolischen Syndrom bedroht sind, sagen viele Mediziner der Methode eine großartige Zukunft voraus. Zur Ader lassen ist frei von Nebenwirkungen, kostengünstig und führt oft zu erstaunlichen gesundheitsfördernden Ergebnissen.
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