Was bedeutet „mediationsbasierte Kommunikation“?
In der Mediation gibt es die neutrale und allparteiliche dritte Person, den/die MediatorIn, die das Gespräch zu strukturieren und zwischen den Parteien zu vermitteln vermag. Im (Berufs-) Alltag sind wir auf uns gestellt und genau da unterstützt uns effektiv die mediationsbasierte Kommunikation, die Handlungsfähigkeiten erweitert und ergänzt. Sie entstammt, wie die Ressourcenorientierung, der lösungsorientierten Psychotherapie und vertritt den Grundsatz, dass Menschen ihr Leben besser gestalten können, wenn sie ihre Ressourcen entdecken oder das, was sie zusätzlich brauchen finden und weiterentwickeln. D.h. der Fokus richtet sich in der mediationsbasierten Kommunikation, wie auch in der Ressourcenorientierung, auf das, was vorhanden ist, statt auf Defizite. Somit steht im Konfliktfall nicht mehr das Problem im Mittelpunkt, sondern es wird ein Gleichgewicht hergestellt.
Mediationsbasierte Kommunikation als Beziehungsgestaltung
Konstruktive Kommunikation führt zum Aufbau einer Beziehung, die wiederum in allen Lebenssituationen der Schlüssel zu einer erfolgreichen und erfüllten Zusammenarbeit/Zusammensein ist. Es handelt sich dabei nicht nur um Techniken, sondern um eine Grundhaltung, die hinter der Kommunikation steht. Es geht um Wahrnehmung, Authentizität, Empathie und ehrliche Kongruenz, Vertrauen und Verantwortungsübernahme. Bei der mediationsbasierten Kommunikation geht es um eine spezielle Form der Kommunikation. Die Kommunizierenden werden befähigt/unterstützt, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und diese zu verbalisieren. Das humanistische Menschenbild bildet die Grundlage für diese Vorgehensweise. Es wird folglich davon ausgegangen, dass kein Mensch absichtlich böse ist, sondern Menschen wollen ihre menschlichen Bedürfnisse befriedigt wissen. Da wir selten bewusst gelernt haben, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen, können wir diese oftmals weder erkennen, geschweige denn ausdrücken, worin das Potential der meisten Konflikte liegt. Wir Menschen sind mitunter kompliziert, doch wir alle haben dieselben Bedürfnisse, gleich welcher Kultur wir angehören, gleich welchen Geschlechts und gleich welchen Alters wir sind. Eine faszinierende Vorstellung, die Raum schafft für mehr Verständnis für- und miteinander.
Mediationsbasierte Haltung in der Praxis
Voraussetzung für all unser Tun und Gelingen im Bereich mediationsbasierter Kommunikation ist das humanistische Menschenbild. Alle Menschen sind „gut“, verfügen über Ressourcen und streben danach, diese und sich weiter zu entwickeln. Nach Carl Rogers zeigen Forschung, Theorie und Praxis auf, dass der personenzentrierte Ansatz auf Vertrauen zum (Mit-) Menschen und zu allen anderen Organismen basiert. Ferner sei davon auszugehen, dass in jedem Organismus sowie auf jeder seiner Entwicklungsebenen eine Grundtendenz zur konstruktiven Erfüllung der ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten vorhanden ist (1). Das heißt, wir glauben an Entwicklungsmöglichkeiten, auch an unsere eigenen. Wir haben Empathie für uns selbst und dadurch für andere Menschen. Wir haben Vertrauen zu uns selbst, in unsere Fähigkeiten und verfügen über die Möglichkeit, Menschen anzunehmen, sie zu akzeptieren, wertzuschätzen und zu achten wie sie sind, ohne Bewertung oder vorschnelle Verurteilung. Ferner verfügen wir trotz Empathie, unserer Möglichkeiten mitzufühlen (ohne „mitzuleiden“), über die professionelle und notwendige Distanz, um Verantwortlichkeiten in den Handlungsbereichen des einzelnen Menschen zu belassen.
Echtheit/Kongruenz in der mediationsbasierten Kommunikation
Es ist wichtig, dass wir authentisch sind, das heißt: wir sind das, was wir zeigen. Wir sind folglich echt oder auch kongruent, wie es Carl Rogers nennt. Denn er sagt, dass der erlebte Augenblick dann in unserem Bewusstsein präsent ist, wenn darüber hinaus in unserem Bewusstsein präsent ist, wie wir mit anderen kommunizieren. Alle drei Elemente stimmen folglich miteinander überein, sind kongruent (2). Diese Echtheit ist notwendig, denn überzeugend ist ein Mensch nur, wenn er authentisch ist. Ferner geht das Vorspielen von Empathie, Wertschätzung und Akzeptanz auf Kosten der eigenen (mitunter nicht nur psychischen) Gesundheit. Daher spielt bei der mediationsbasierten Kommunikation neben der Haltung(3) auch der Inhalt der Kommunikation eine wichtige Rolle. Damit ist gemeint, dass wir hinter dem stehen müssen, was wir tun, wovon der Inhalt nicht getrennt werden kann.
Wirkung der mediationsbasierten Kommunikation
Die mediationsbasierte Kommunikation greift bedürfnisorientierte und damit deeskalierende sowie verständnisfördernde Elemente auf, um sie situationsgerecht in den Alltag zu integrieren. So fördert sie ein besseres gegenseitiges Verständnis und damit gelingende Beziehungen in Privat– und Arbeitswelt.
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[1] Rogers, Seite 69
[2] Rogers, Seite 25
[3] Lebensphilosophie oder Lebenseinstellung. Haltung bezeichnet grundlegende menschliche Bezüglichkeit, die immer eine Wechselwirkung aus den Bezügen zu Anderen, Selbst und Welt ist.
Literaturempfehlungen:
(für Lesende, der sich gerne vertiefend mit dem Thema befassen möchten):
Doris Klappenbach: „Mediative Kommunikation”
Carl Rogers: „Der neue Mensch“
Marshall Rosenberg im Gespräch: „Konflikte lösen durch Gewaltfreie Kommunikation“
Friedemann Schulz von Thun: „Kommunikation als Lebenskunst“
Paul Watzlawick: „Menschliche Kommunikation“
Douglas Stone, Bruce Patton, Sheila Heen: „Difficult Conversations“
Autorin: Claudia Lutschewitz
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