Was bedeutet Gewaltfreie Kommunikation?
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Konzept, das von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Menschen sollen lernen können, so miteinander zu kommunizieren, dass mehr Vertrauen und Freude am Leben möglich werden. GFK hilft sowohl bei Kommunikation im Alltag, als auch bei einer friedlichen Konfliktlösung im persönlichen, beruflichen oder politischen Bereich. Im Vordergrund steht, eine wertschätzende Beziehung zu anderen Menschen zu entwickeln, die mehr Kooperation im Zusammenleben ermöglicht. Manchmal werden auch die Bezeichnungen „Einfühlsame Kommunikation“, „Verbindende Kommunikation“, „Sprache des Herzens“ oder „Giraffensprache“ verwendet. Marshall B. Rosenberg entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation im Zusammenhang mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern (mit dem Ziel der Aufhebung der Rassentrennung in amerikanischen Schulen). Rosenberg hat Zeit seines Lebens Trainingskurse in Gewaltfreier Kommunikation angeboten, auch in Krisengebieten wie Palästina, Serbien und Ruanda.
Was steckt hinter der Gewaltfreien Kommunikation?
Die GFK steht in der Tradition der klienten-zentrierten Gesprächstherapie nach C. Rogers. Ein Vorbild war für Rosenberg auch Mahatma Ghandi. Wie Rogers betont auch Rosenberg die Empathie als grundlegende Voraussetzung für gelingende Kommunikation. Die Art, wie wir kommunizieren, hat entscheidenden Einfluss darauf, ob beim Gegenüber Empathie entstehen kann. Rosenberg nimmt an, dass jeder Mensch gern etwas für einen anderen Menschen tut, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind, z.B. das Anliegen als Bitte formuliert wird und nicht als Forderung. Rosenberg nennt jede Form von Gewalt einen tragischen Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses. Es geht darum, Bedürfnisse ehrlich zu kommunizieren.
Wie wirkt gewaltfreie Kommunikation?
Auslöser für Konflikte liegen nach Rosenberg immer in der Art, wie Menschen kommunizieren. Besonders wichtig zur Bereinigung von Konflikten sind nach Rosenberg: Die Trennung von Beobachtung und Bewertung. (Bsp.: Ich sehe, dass du heute den Müll nicht raus gebracht hast = Beobachtung. Du bist eine Schlampe! = Bewertung, Verurteilung). Es geht darum, Beobachtungen ohne Bewertung zu äußern und stattdessen klar zu sagen, welche Empfindung ein bestimmtes Verhalten in mir auslöst (z.B.: Ich fühle mich unwohl in einer nicht aufgeräumten Küche).
Die Sprache des Lebens lernen
Statt Kritik sollen Wünsche offen genannt werden. Denn durch Kritik sinkt die Bereitschaft, auf eine Bitte empathisch einzugehen. Rosenberg unterscheidet zwei Arten zwischenmenschlicher Kommunikation, die Gewaltfreie Kommunikation und die lebensentfremdende Kommunikation. Zur spielerischen Veranschaulichung wird in Vorträgen und Seminaren dies auch als „Giraffensprache“ und „Wolfssprache“ bezeichnet. Die Giraffe mit ihrem langen Hals (Symbol für Überblick) und ihrem großen Herzen steht dabei für die gewaltfreie Kommunikation. Der Wolf für die lebensentfremdende Kommunikation (Kritik, Bewertung, Verurteilen, etc.)
Grundmodell der GFK
Die vier Schritte der GFK sind Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte:
- Beobachtung bedeutet, eine konkrete Handlung (oder Unterlassung) zu beschreiben, ohne sie mit einer Bewertung oder Interpretation zu vermischen.
- Die Beobachtung löst ein Gefühl aus, das im Körper wahrnehmbar ist. Dies wird formuliert.
- Bedürfnis: Gefühle sind laut GFK Ausdruck dessen, ob ein Bedürfnis gerade erfüllt ist oder nicht.
- Aus dem Bedürfnis geht schließlich eine Bitte um eine konkrete Handlung im Hier und Jetzt hervor.
Rosenberg fasst die Schritte der GFK in folgendem Satz zusammen:
„Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“
Am Anfang wirkt die Einhaltung der vier Schritte in der Alltagssprache seltsam künstlich. Ziel ist, sie nach und nach so zu gebrauchen, dass sie selbstverständlich werden. Vor allem bei wiederkehrenden Konflikten (Familie, Arbeitsumfeld, Schulklasse etc.) ist das Erlernen der gewaltfreien Kommunikation ausgesprochen förderlich, um die Lebensqualität aller Beteiligten entscheidend zu verbessern. Inzwischen gibt es eine breite Palette von Angeboten und Kursen, in denen man gewaltfreie Kommunikation lernen und trainieren kann.
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