Grundlagen der Phytotherapie
Die Pflanzenheilkunde (oder Phytotherapie) ist die Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Arzneimittel. Sie ist wohl eine der ältesten Formen der Therapie überhaupt und wurde und wird seit tausenden von Jahren in allen Kulturen praktiziert. Auch die Schulmedizin wendet in bestimmten Bereichen und bei bestimmten Krankheitsbildern die Pflanzenheilkunde an. In der Pflanzenheilkunde verwendet der Therapeut grundsätzlich nur ganze Pflanzen oder Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Samen, Rinden, Wurzeln) zur Behandlung. Die Anwendung eines Präparates mit Auszügen aus einer Pflanze oder synthetisch hergestellten Wirkstoffen gehört damit streng genommen nicht zur Pflanzenheilkunde. In der Pharmazie werden diese Ausgangsstoffe Drogen genannt. Sie werden frisch, als Aufguss, Tee oder ätherisches Öl etc. therapeutisch angewendet. Da es sich um rein natürliche Produkte handelt, kann der Gehalt der Wirkstoffe in eine Pflanze schwanken. Außerdem ist die korrekte Lagerung von Pflanzen und Pflanzenteilen zu beachten und man kann die meisten pflanzlichen Heilmittel nicht so lange lagern, wie andere Medikamente.
Pioniere der Pflanzenheilkunde
Die Pflanzenheilkunde basiert teilweise auf traditioneller Medizin, in der Erfahrungswerte, überliefertes Wissen und Traditionen eine wichtige Rolle spielen. Im europäischen Raum besteht, was die Verwendung von Heilkräutern betrifft, eine sehr lange Tradition, beginnend in der griechischen Antike. Die wohl berühmteste Persönlichkeit im Bereich der Pflanzenheilkunde in Europa war vermutlich Hildegard von Bingen, die die einzelnen Heilkräuter und ihre Wirkweisen in ihrem Werk detailliert und kenntnisreich beschrieb, auch wenn nicht all ihre Ausführungen heute noch wissenschaftlich haltbar sind. Nicht immer lassen sich die Wirkungen von Heilpflanzen wissenschaftlich nachweisen. Die moderne Pflanzenheilkunde versucht, traditionelle Heilverfahren mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang zu bringen, indem z.B. der Wirkstoffgehalt traditioneller Heilpflanzen untersucht und dokumentiert wird. Rein rechtlich dürfen nur Pflanzen in der Heilkunde verwendet werden, deren Wirkung erwiesen ist und die strenge Auflagen in Qualität und Reinheit erfüllen.
Spezielle Formen der Phytotherapie
Japanische Phytotherapie (Kampō)
Die Bezeichnung Kampo gibt es in Japan etwa seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie bezeichnet die ortsübliche traditionelle Medizin in Abgrenzung gegen die einströmende westliche Medizin. Die Bezeichnung bedeutet wörtlich eigentlich so viel wie ‚chinesische Verfahren/Rezepte‘, ‚chinesische Richtung‘. Allerdings hat die Medizin in Japan besonders seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Neuerungen entwickelt, die die japanische Kampō-Medizin von der traditionellen chinesischen Medizin deutlich unterscheidet. Bei der Diagnose legen z.B. viele Vertreter der Kampō-Medizin großen Wert auf die Bauchdiagnose (Palpation).
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) verwendet Pflanzen und deren Bestandteile. Auch hier gibt es eine sehr lange Tradition in der Verwendung bestimmter Pflanzenarten, manche sprechen von über 3000 Jahren an gesammelter medizinischer Erfahrung. Seit einigen Jahrzehnten wird die der chinesischen Kräutermedizin oder TCM in Studien auf ihre Wirksamkeit wissenschaftlich erforscht.
Ein wichtiger Aspekt der traditionellen chinesischen Medizin ist, dass die Patienten nach eingehender Untersuchung Kräuter und Kräutermischungen erhalten, die haargenau auf ihre Bedürfnisse und ihr Krankheitsbild zugeschnitten sind, wobei sich die chinesische Medizin sehr traditioneller Verfahren und Untersuchungen bedient. Kritiker meinen, dass dadurch, dass der chinesiche Arzt sich derart intensiv seinem Patienten widmet, eine Art Placebo Effekt vorprogrammiert ist.
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