Bewegung ist Leben – Bewegung ist Energie. In China und dem Fernen Osten ist diese Weisheit seit vielen Jahrtausenden bekannt. Aus diesem Grund nimmt es nicht wunder, dass Qigong zu den fünf Säulen der traditionellen chinesischen Medizin zählt. Durch verschiedene Bewegungsabläufe wird das Zusammenspiel von Geist, Körper und Seele harmonisiert und die Lebenskraft gestärkt.
Was versteht man unter Qigong?
Mit Qi Gong wird ein aus China stammendes System bezeichnet, das sich aus Meditation, Konzentration und Bewegung zusammensetzt und ursprünglich aus der Kampfkunst stammt. In der Praxis wird durch spezifische Übungen der Körper, die Atmung und der Geist trainiert, wodurch ein Zustand tiefer Ruhe und Entspannung erreicht wird. Durch diese Übungen wird der Qi-Fluss über die Meridiane und Energiebahnen im Körper angeregt, gelenkt und harmonisiert. Das System wurde früher in die „Fünf Schulen“ verschiedener Ausrichtungen eingeteilt. Darunter zählen die daoistische, die buddhistische, die konfuzianische und die medizinische Strömung sowie die Ausrichtung auf die traditionelle Kampfkunst. #
Woher kommt der Name Qigong?
Die Namensgebung setzt sich aus den beiden chinesischen Einzelbegriffen Qi und Gong zusammen. „Qi“ hat hierbei die gleiche Bedeutung wie das ebenfalls chinesische „Chi“, das japanische „Ki“, das koreanische „Gi“, das tibetanische „Lung“ oder das indische „Prana“ und westliche „Od“. Alle diese Bezeichnungen benennen dieselbe Lebenskraft und Lebensenergie, denselben Lebensatem, Äther oder das Fluidum, das allen lebenden Organismen innewohnt. Der chinesische Begriff Gong kann mit „Arbeit“, „Fähigkeit“ oder „Können“ übersetzt werden. Die Bezeichnung Qigong bedeutet somit sinngemäß „die Fähigkeit, mit und an der Lebenskraft (Qi) zu arbeiten“ oder „das Wissen, die Lebenskraft dynamisch zu nutzen“. Die korrekte Aussprache lautet: Tschi Gung.
Die Geschichte und Tradition des Qigong
Der Ursprung des Qi Gong reicht auf Jahrtausende alte Traditionen aus China zurück. Dokumentiert liegt die Methode seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert durch den Dichter und Philosophen Zhuangzi vor. Der Name Qi Gong taucht erstmalig bei dem chinesischen Daoisten Xu Xun auf, der aus der Jin-Zeit des 3. bis 5. nachchristlichen Jahrhunderts stammt. Es wurden damit Übungen aus der Kampfkunst bezeichnet. Aus der Zeit der Han-Dynastie vom 3. vorchristlichen bis zum 3. nachchristlichen Jahrhundert liegen bemalte Seidenbilder vor. 1973 fand man in einem Grab der frühen Han-Zeit mehrere Seidentücher, die beschrieben und bemalt waren. Auf einem Fragment sind 44 Menschen bei Atem- und Dehnübungen abgebildet. Das Alter dieser Seidentücher wird auf 2.500 Jahre datiert.
Qi Gong in der Neuzeit
Die verschiedenen modernen Stilarten der Methode beruhen zum Teil auf neuen Entwicklungen. Sie basieren nichtsdestotrotz alle auf den Jahrtausende alten überlieferten Traditionen. Die Bezeichnung Qi Gong für diese Übungen wurde zu Beginn der 1950er Jahre von dem Arzt Liu Guizhen erneut eingeführt und etabliert. Er verwendete bei seiner Arbeit die Techniken der alten Tradition zur Behandlung von Krankheiten sowie zur Stabilisierung des Energiehaushaltes. Seither erfreuen sich die Übungen des Qi Gong ständig wachsender Beliebtheit.
Wie und von wem wird Qigong angewendet?
Viele Menschen praktizieren Qi Gong zur Steigerung der eigenen Lebensenergie sowie als Präventivmaßnahme. Vor allem spirituell ausgerichtete Menschen schätzen diese Form der Meditation und Konzentration. Qi Gong wird als Teil der traditionellen chinesischen Medizin therapeutisch zur Steigerung der Selbstheilungskräfte, zur Stärkung des Immunsystems sowie zur Regulierung des Nervensystems und zur Erlangung tiefer Ruhe und Entspannung eingesetzt. Die Übungen können prinzipiell von jedem Menschen erlernt und angewendet werden. Manche Übungen werden im Stehen, andere im Sitzen ausgeführt. Es gibt Übungen in der Stille sowie Übungen mit Bewegungsabläufen, Übungen zur Meditation und Konzentration, Atemübungen sowie Übungen zur Körperhaltung und für den Geist. Qi Gong kann in einem Raum oder in freier Natur sowie alleine oder in einer Gruppe praktiziert werden. Das Ziel der Übungen besteht grundsätzlich im freien Fluss der Lebensenergie durch die Meridiane und Energiebahnen des Körpers.
Welchen therapeutischen Zwecken dient die Anwendung von Qigong?
Traditionell wird Qi Gong zur Entspannung, Prävention sowie zur Erlangung der inneren Ruhe angewendet. Bei regelmäßiger Anwendung wird die Atmung vertieft, die Haltung verbessert, der Gleichgewichtssinn und die Beweglichkeit gefördert, die Muskulatur durchblutet, die Sehnen sanft gedehnt sowie die Wirbelsäule aufgerichtet. Darüber hinaus kann Qi Gong therapeutisch bei Gelenkproblemen, Haltungsschäden, Rückenschmerzen, bei Stress und stressbedingten Störungen sowie Bluthochdruck und Kreislaufstörungen angewendet werden (ersetzt keine ärztliche Behandlung). Es gibt eine Reihe von Übungen, die gezielt auf bestimmte Meridiane und Energiebahnen ausgerichtet sind und im Sinne der traditionellen chinesischen Medizin bei spezifischen Beschwerden oder Organbeeinträchtigungen angewendet werden. Kontraindikationen sind für die Ausübung von Qi Gong nicht bekannt. Die Methode kann von allen Altersgruppen praktiziert werden.