
Die Begriffe Mentalcoaching oder Mentaltraining werden umgangssprachlich häufig synonym verwendet. Im Wesentlichen bedeutet es die Anwendung vielfältiger und zielgerichteter Methoden innerhalb eines Coachingprozesses, in dem eine Person (in diesem Zusammenhang Coachee genannt) dabei unterstützt wird, ein persönliches Ziel zu erreichen. Ein Ziel, dass eine Herausforderung darstellt und/oder auf die sich die Person (noch) nicht hinreichend vorbereitet fühlt[1]. Dabei werden bewusste und unbewusste Grundüberzeugungen, die im Zusammenhang mit dem angestrebten Ziel von Bedeutung sein können, aufgespürt und im Hinblick auf ihre Auswirkungen überprüft.
Der Begriff mental weist darauf hin, dass es um Denkmuster und innere Überzeugungen geht, die sich oft störend auf die Erreichung des angestrebten Zieles auswirken. Mentales Coaching und das damit einhergehende Training neuer hilfreicher Ausrichtungen führen in der Regel zu einer veränderten inneren Haltung und einem damit einhergehenden Perspektivwechsel. So kann es mehr und mehr gelingen, souveräner und selbstbewusster zukünftige Herausforderungen anzunehmen.
Ich denke – so verhalte ich mich
„Ich musste erst lernen, gewinnen zu wollen“.[2]
In einem Interview, welches die damalige Hochleistungsschwimmerin Britta Steffens 2006 der FAZ gab, erzählte sie, wie wichtig es irgendwann für sie war, zu erkennen, dass sie lange Zeit nicht wirklich gewinnen wollte, weil dadurch die anderen verlieren würden. Dies war ihr bis zum Zeitpunkt der Erkenntnis nicht bewusst. Doch hatte es sie daran gehindert, ihr ganzes Potenzial abzurufen. Und zwar immer dann, wenn es darauf ankam, zu gewinnen. Ihre mentale Einstellung zum Siegen wirkte sich im Moment des Wettkampfes blockierend aus. Entscheidend ist daher nicht nur das, was wir bereit sind, zu investieren, um ein Ziel zu erreichen. Ebenso entscheidend ist, wie wir darüber denken. Was also beeinflusst uns so stark, dass trotz vieler guter Vorsätze, trotz intensiven Trainings, trotz vielen Lernens das oftmals noch letzte Quäntchen fehlt, wenn es darum geht, selbstgesteckte Ziele zu erreichen?
Mentale Muster und die Auswirkung auf unsere Emotionen und unseren Körper
Der Volksmund berichtet schon lange von der Einheit zwischen der psychischen Verfassung und den körperlichen Reaktionen darauf. Unsere Sprache ist voll davon. „Mir ist das Herz stehen geblieben vor Angst“, „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen“ oder auch „Mir ist die Spucke weggeblieben“. In jeder dieser Beschreibungen geht es um ein emotionales Erleben, was zu körperlichen Reaktionen führt. Doch auch umgekehrt findet eine Beeinflussung statt. Haben wir beispielsweise Schmerzen, beeinflusst es unser Denken, Fühlen und Handeln. Sind wir krank, hat es Einfluss darauf, wie wir über uns denken, wie wir auf die Welt schauen und wie wir dazu empfinden.
Mentales Coaching – Ein Prozess der Veränderung
Mentales Coaching sucht nach dem Fokus, auf den ein Coachee schaut und unterstützt ihn dabei, den Fokus zu verändern, wenn er sich für die Erreichung des Zieles als ungünstig herausstellt. Es ist tatsächlich ein Unterschied, ob jemand vor einem Bewerbungsgespräch denkt: „Die anderen sind bestimmt besser als ich“, oder ob man sich innerlich positiv aufstellt: „Ich bring alles mit, was im Anforderungsprofil steht, also hey, jetzt bin ich mal neugierig auf ein interessantes Gespräch“. Ein mentaler Coach macht sich aber auch gemeinsam mit dem Coachee auf die Suche nach Ereignissen in dessen Leben, die eine nachhaltig blockierende Wirkung erzielt haben könnten.
Jemand, der bei einer Prüfung schon einmal erlebt hat, vieles „vergessen“ zu haben, wird vermutlich vor der nächsten Prüfung große Ängste entwickeln, so etwas könne wieder passieren. Versagensängste und Gefühle von Scham und Peinlichkeit sind häufig das Resultat. So nehmen entsprechende Gedankenmuster und die dazu auftretenden Emotionen zukünftig immer wieder entscheidenden Einfluss auf derartige Situationen.
Inhalte des Mentalen Coaching
- Stressbewältigung
- Identifikation von Ängsten
- Emotionale Regulation
- Identifikation von belastendem biografischen Material
- Umwandlung ungünstiger Glaubens-und Denkmuster in hilfreiche und zielführende Muster
- Aktivierung von Motivation
- Konstruktiver Umgang mit Herausforderungen
- Stärkung des Vertrauens in die unbewusste Kompetenz
Mittlerweile gibt es ein reichhaltiges Angebot von Mental Coaches, Therapeuten und Autoren, die sich diesem Thema umfangreich, kompetent und vielfältig widmen. Es lohnt sich in jedem Fall, einmal in diese interessante und inspirierende Materie einzutauchen.
[1] Andrade, Joaquin: Die Lösung liegt in der Hand des Patienten, in: Die Lösung liegt in Deiner Hand. © 2012 dgvt-Verlag, Tübingen
[2]https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/britta-steffen-im-interview-ich-musste-erst-lernen-gewinnen-zu-wollen-1385501.html
Portraitbild: Karsten Schilling