Was ist Mediation?
Das kennen Sie vielleicht aus eigener Erfahrung:
Ein Konflikt zwischen zwei Personen/Parteien hat sich ausgeweitet, es kommt zum Streit. Man ist so verärgert und wütend auf den anderen, dass man es nicht mehr schafft, ruhig miteinander zu reden und die Streitigkeiten zu beenden. Häufig geht man sich stattdessen aus dem Weg, ohne den Konflikt gelöst zu haben. In solchen Fällen kann eine Mediation hilfreich sein. Mediation (lateinisch „Vermittlung“) ist ein freiwilliges und aussergerichtliches Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes. Die Konfliktparteien versuchen dabei, zu einer gemeinsamen Vereinbarung zu gelangen, die ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht. Bei diesem Lösungsprozess werden sie von einem neutralen und allparteilichen Dritten (dem Mediator) begleitet. Der Mediator unterstützt die Konfliktparteien dabei, wieder dialogfähig zu werden und den Konflikt zu beenden. Dabei sollen sie eigenverantwortlich passende Lösungen finden, mit denen alle einverstanden sind. Der Mediator trifft jedoch keine eigenen Entscheidungen bezüglich des Konflikts, sondern ist lediglich für die Moderation und Struktur des Verfahrens verantwortlich.
Was ist das Ziel einer Mediation?
Ziel einer Mediation ist also, gemeinsam eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung zu finden, bei der sich keine Seite als Verlierer fühlt (win-win-Situation). Sie ist abgeschlossen, wenn die jeweiligen Anliegen der Konfliktparteien in einer gemeinsamen, schriftlichen Vereinbarung berücksichtigt sind.
Eine Mediation gliedert sich in 3 Phasen, nämlich der
- Vorphase
- Hauptphase
- Umsetzungsphase.
In der Vorphase wird Organisatorisches abgeklärt und ob die Voraussetzungen für eine Mediation gegeben sind. (Freiwilligkeit, etc.)
In der Hauptphase findet das eigentliche Mediationsverfahren statt, bestehend aus 5 Schritten:
1. Einleitung
2. Konfliktdarstellung
3. Konflikterhellung
4. Konfliktlösung
5. Vereinbarung
In der Umsetzungsphase wird praktisch geprüft, ob die schriftlich vereinbarte Lösung der Konfliktparteien tatsächlich im Alltag standhält und ggf. „nachgebessert“. Der Vorteil dieses Modells ist, dass die Struktur einen sicheren Rahmen vorgibt, mit dessen Hilfe der Konflikt schrittweise bearbeitet und geklärt werden kann.
Geschichte und Entstehung der Mediation
Mediation gab es schon in in der Antike. Dabei hatten die frühen Formen noch nicht die heute bekannte Struktur des heutigen Verfahrens, doch sie enthielten in Teilen bereits die wichtigsten Elemente wie z.B. den Vermittlungsgedanken, den Ausgleichs- und Gerechtigkeitsgedanken sowie die Hilfe eines neutralen Dritten. In Griechenland z.B. vermittelten andere Städte zwischen Athen und Sparta, im Mittelalter übernahmen oft die Kirche oder staatliche Würdenträger wie Fürsten, Kaiser und Könige die Vermittlerrolle bei Auseinander¬setzungen. Die Vermittlung zwischen Völkern, Staaten und Institutionen hat daher eine lange Tradition.
Besonderheiten:
Ein zentraler Gedanke der Mediation beruht auf der Erkenntnis, dass nur die Konfliktparteien selbst wirklich angemessene und als fair empfundene Lösungen entwickeln können. Eigene Lösungen werden eher akzeptiert und verwirklicht als von außen vorgeschlagene oder gar gerichtlich festgelegte. Deshalb sind Mediatoren weder Richter noch Schlichter. Da es ein aussergerichtliches Verfahren ist, ist auch die Freiwilligkeit der Konfliktparteien hervorzuheben.
Die Merkmale eines Mediationsverfahrens sind:
- die Vermittlung eines neutralen Dritten
- die Anwesenheit aller Konfliktparteien
- die eigene Lösungsfindung
- sie ist freiwillig und informell
- sie ist vertraulich und selbstbestimmt
- die Konfliktparteien sind auch zukünftig an einem guten Verhältnis interessiert
Welche Einsatzgebiete hat Mediation?
Mediation hat sich bewährt bei Trennung- und Scheidung, Erbschaftsfragen, Nachfolgerege-lungen in Familienunternehmen, Generationskonflikten, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Team- und innerbetrieblichen Konflikten. Sie findet daher heute in vielen Bereichen ihre Anwendung.
Man unterscheidet insbesondere:
- Familien- und Paarmediation (Trennung, Scheidung, Erbschaftsangelegenheiten etc.)
- Arbeits- und Wirtschaftsmediation (Konflikte am Arbeitsplatz, Geschäftskonflikte)
- interkulturelle Mediation (z.B. unterschiedlicher Migrationshintergrund)
- Gemeinwesenmediation (Konflikte im sozialen Umfeld, Gemeinde, Nachbarschaft etc.)
- Umweltmediation (Konflikte im Bereich Umweltschutz, Bürgerinitiativen etc.)
- Täter-Opfer-Ausgleich (Sonderform der Mediation im JugendgerichtG, Strafgesetzbuch)
Wo finde ich einen Mediator?
Mediatoren finden sich meist im gesuchten Spezialgebiet, z.B. bieten oft Rechtsanwaltskanzleien Mediation für Familien- oder Erbschaftsangelegenheiten an. Ansonsten gibt es Angebote von unabhängige Mediationspraxen oder zusätzlich im therapeutischen Bereich.
Autorin: Andrea Röhr