Trauma: eine Erinnerung mit hochentzündlichem Inhalt
Ein Trauma kann man sich wie einen Blindgänger vorstellen: eine Bombe, die unter der Erde verschüttet liegt. Diese Bombe – egal wie lange sie sich dort unbemerkt befindet – bleibt hoch explosiv. Mit der Trauma Buster Technique entschärft man eine solche Bombe, indem man deren Zündung entfernt. Auf eine traumatische Erinnerung bezogen, kann man sagen: TBT entkoppelt die Verbindungen im Gehirn zwischen einem traumatisch verarbeiteten Ereignis und den damit verbundenen, oft unbewusst ablaufenden körperlichen und emotionalen Reaktionsprogrammen. TBT unterbricht das Traumamuster im Gehirn, sodass sich das innere Erleben des Geschehenen dauerhaft verändert.
Wann hilft die TBT – Trauma Buster Technique?
Die Trauma Buster Technique eignet sich ausschließlich für die Behandlung von Traumatisierungen, bei denen eine bewusste Erinnerung vorhanden ist. Sie eignet sich also nicht für solche, die im vorsprachlichen Raum liegen (frühkindliche bzw. Entwicklungstraumatisierungen), oder wenn eine Amnesie (Gedächtnislücke) in Bezug auf das Erlebte vorliegt. Dabei ist es unerheblich, wie lange das Trauma zurückliegt und wie schwer es war. Auch die emotionalen Folgen der kleineren Traumatisierungen des Lebens lassen sich mit TBT neurologisch entkoppeln. Gerade solche, für die die meisten Betroffenen gar nicht erst zum Therapeuten gehen, können mit TBT meist sogar in Selbstarbeit gelöst werden. Daher ist die Weiterbildung in TBT auch offen für interessierte Laien.
Von wem wurde die TBT entwickelt?
Entwickelt wurde TBT von der Australierin Rehana Webster. Ihr Vater kam nach dem 2. Weltkrieg mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aus der japanischen Kriegsgefangenschaft wieder. Seine Albträume und Flashbacks prägten Rehanas Kindheit und legten die Grundlage für ihr Interesse am Thema Trauma. So lernte sie unter anderem NLP (Neurolinguistisches Programmieren) bei Richard Bandler und die Emotional Freedom Techniques (EFT-Klopfakupressur) bei Gary Craig und studierte die Werke der Kapazitäten in der Traumaforschung wie Peter Levine und Bessel van der Kolk.
Erfahrungen mit traumatisierten Menschen im Gefängnis
Als sie einige Zeit in Neuseeland lebte, wurde Rehana die Möglichkeit geboten, mit Langzeitinsassen eines Gefängnisses zu arbeiten. Sie fing an, ihr Wissen und Können in NLP und EFT zu kombinieren, und erzielte mit ihren Behandlungen nachhaltige Ergebnisse. Auch bei Insassen, die bis dahin immer wieder rückfällig geworden waren. Auf der Basis dieser Erfahrungen entwickelte Rehana im Laufe von zehn Jahren ihre Trauma Buster Technique. Damit reist die nun 72-Jährige u. a. nach Pakistan, Jordanien und in den Libanon, um vor Ort sowohl mit traumatisierten Erwachsenen und Kindern zu arbeiten als auch Interessierte in TBT zu unterrichten. Regelmäßige Einladungen nach Pakistan bekommt sie von hiesigen gemeinnützigen Organisationen, die sich für Opfer von Missbrauch, Krieg und anderen traumatischen Ereignissen einsetzen. Dort hat sie bislang schon über zwei Hundert Ärzte, aber auch Apotheker, Lehrerinnen und Sozialarbeiter in TBT ausgebildet.
Eine einzigartige Technik mit vielen Vorzügen
Eine Sitzung zu einem einzelnen traumatischen Ereignis, auf das alle Schritte der TBT-Behandlungsabfolge angewandt wurden, hat eine nachhaltig Wirkung und braucht in der Regel keine Folgesitzungen oder sonstige Nachbearbeitung. Ein weiterer Vorteil ist, dass die praktische Anwendung der Technik schnell, leicht und ohne viel Sprache erklärt werden kann. Wenn der Ablauf einmal verstanden worden ist, können dessen Einzelschritte von Betroffenen in ihrer Muttersprache durchlaufen werden. Auch Kinder ab einem Alter von etwa sechs Jahren können mit TBT behandelt werden.
Eine unübliche Kombination: Traumalösung mit einer Prise Humor
Die Arbeit mit TBT zeichnet sich durch eine gewisse Leichtigkeit aus und ist für Betroffene minimal belastend. Schon früh im Prozess wird im sicheren Abstand vom Fühlen gearbeitet. Das gleichzeitige Beklopfen der Akupunkturpunkte reduziert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Eine weiteres erleichterndes Element ist das Arbeiten mit verfremdenden Effekten wie Verzerrungen und Übertreibungen. So werden beispielsweise verletzende Worte in einem Dialekt oder als Tierstimme gesprochen und belastende Bilder als Schwarz-Weiß-Film angeschaut. Hierdurch passiert es häufig, dass Klienten/Patienten während einer Sitzung schmunzeln oder manchmal sogar herzhaft lachen, was als sehr erleichternd empfunden wird.
TBT – Trauma Buster Technique – eine Traumatechnik, keine Therapie
Wie der Name schon sagt, ist TBT eine Technik und erhebt nicht den Anspruch, eine eigene Therapiemethode zu sein. Diese Technik kann freilich punktuell als Kurzintervention im Rahmen einer Therapie eingesetzt werden, wenn die Erinnerung an ein schockierendes Ereignis ins Bewusstsein tritt. Die Ausbildung zum zertifizierten TBT-Practitioner gibt es im deutschsprachigen Raum seit dem Jahr 2016. Therapeuten, die TBT in ihrer Praxis einsetzen, können hier im Verzeichnis und auf der Webseite der Autorin gefunden werden.
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