Was ist Tanztherapie?
Der psychotherapeutische Ansatz der Tanztherapie ist eine Disziplin aus dem Bereich der künstlerischen Therapien. Hierbei wird der Klient ganzheitlich wahrgenommen und behandelt. Dabei spielt die leibliche Ebene eine sehr wichtige Rolle. Sie ist gewissermaßen der Zugang zur Psyche des Patienten. Der frei improvisierte Tanz dient dem individuellen Ausdrücken, Verstehen und Verarbeiten von Gefühlen und Beziehungen. Die Tanztherapie geht davon aus, dass auch vorbewusste Erfahungen wie frühkindliche Konflikte im Körpergedächtnis quasi abgespeichert sind. Durch Bewegung können diese wieder bewusst gemacht und so verarbeitet werden.
Entstehung der Tanztherapie
Sie versteht sich als „die psychotherapeutische Verwendung von Tanz und Bewegung zur Integration von körperlichen, emotionalen und kognitiven Prozessen des Menschen.“ Die Grundannahmen der der Methode berücksichtigen Einflüsse aus der Tiefenpsychologie und der humanistischen Psychologie. Der Beginn der Tanztherapie liegt in den 1920er Jahren in Deutschland (Rudolf von Laban, Mary Wigman) und wurde nach Emigration deutscher Tänzer in die USA dort weiterentwickelt. In Deutschland wurde 1995 der Berufsverband der TanztherapeutInnen Deutschlands gegründet, der Standards für die vierjährige berufsbegleitende Ausbildung zur Tanztherapeutin vorgibt, so dass die Absolventen einen sicheren Umgang mit den psychotherapeutischen Interventionen der Tanztherapie erlangen.
Ziele der Therapieform
Ziele der Tanztherapie sind unter anderem die Integration vorsprachlicher Erlebnisse durch Einbeziehung der Körpersprache und des Körpergedächtnisses, die Förderung der Körperwahrnehmung, die Entwicklung eines realistischen Körperbildes (z.B. beim Vorliegen von Essstörungen), Förderung der Eigen- und Fremdwahrnehmung, Verarbeiten von Erlebtem, u.a. Als Einzel- bzw. Gruppentherapie findet sie durch ihre Methodenvielfalt bei allen Altersgruppen Anwendung. Ein Vorteil ist, dass sie auch Klienten hilft, denen es schwerfällt sich verbal auszudrücken oder Erlebtes mental und rational zu verarbeiten.
Die Anwendungsbereiche der Tanztherapie
Die Einsatzbereiche der Tanztherapie sind vielfältig: Psychiatrie, Tageskliniken, psychosomatische Einrichtungen, Psychotherapie, sonderpädagogische Einrichtungen, ambulante Praxen für Tanztherapie, Onkologie, Neurologie, Geriatrie, Kinder, Palliativmedizin, Rehabilitation, Suchteinrichtungen, Krisenintervention bei Klienten mit starken körperlichen Veränderungen (z. B. nach Unfällen, Krebserkrankungen etc.), Prävention-, Paar- und Familientherapie, Beratungsstellen.
Methoden der Tanztherapie
In der Therapie spielt sowohl das Nachtanzen vorgegebener Muster eine Rolle, als auch die freie Improvisation. Das Nachtanzen vorgegebener Muster gibt dem Klienten zunächst die nötige Sicherheit, sich überhaupt auf den körperlichen Ausdruck von Emotionen einzulassen. Bei der Improvisation soll der Klient ermutigt werden, seine eigene körperliche Sprache zu finden. Eine wichtige Erkenntnis der Tanztherapie kann z.B. sein, inwieweit der Klient sich in seinem Alltag mit bestimmten Zwängen, Schranken und Verhaltensvorgaben belastet. Er lernt, seine Grenzen auszutesten und zu überwinden und nach und nach freier und authentische im Ausdruck zu werden. Ziel ist die Förderung innerer und äußerer Freiheit, das Bewusstwerden und loslassen von Blockaden und auch der Zugang zu längst verschütteten Erinnerungen, die gleichwohl im Körpergedächtnis gespeichert sind. Daher geht eine Tanztherapie auch immer mit einer therapeutischen Begleitung durch Gespräche einher.
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