
Was ist systemisches Coaching?
In der Theorie bedeutet systemisches Denken und Handeln, dass von der Selbstorganisation und Autonomie eines sozialen Systems auszugehen ist. Praktisch bedeutet das, dass wir systemischen Coaches unseren Klienten Angebote machen können, andere Sichtweisen einzunehmen, ihre Perspektive zu wechseln und dabei ihre Werte und Glaubenssätze kritisch zu reflektieren. Die entscheidende Veränderungsarbeit leistet der Klient, in dem sie/er sich bewusst (autonom) für Veränderungen entscheidet. Das „soziale System“ des Klienten ist dabei offen für Informationen und den Austausch mit der Umwelt, aber die Entscheidungen trifft der Klient für sich.
Was macht ein systemischer Coach?
Der systemische Coach begleitet den Klienten und leitet den Coaching Prozess. Damit das gelingt, berücksichtigt systemisches Coachen einen zweiten Ansatz, den sogenannten Konstruktivismus. Das bedeutet, dass jeder Mensch seine eigene Perspektive und Deutung dessen, was er erlebt und fühlt, mitbringt. Nur da kann ihn der Coach abholen und unterstützen. Die absolute Wertschätzung der Menschen, die uns im Coaching Prozess begegnen und deren Ressourcen wir stärken und unterstützen wollen, sind der Schlüssel zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit auf Augenhöhe und letztendlich der Weg zu einem erfolgreichen Coaching.
Welche Themen gibt es im systemischen Coaching?
Die Themen, die Klienten zu einem systemischen Coaching führen, sind dabei sehr unterschiedlich. Im Personal Coaching sind es Themen, die den Klienten selbst, seine Beziehung zum Partner, Familie oder Freunden betreffen. Das Spektrum reicht von Doppelbelastungen durch Beruf und Familie, Paar- und Familienkonflikten, ungewollter Kinderlosigkeit, alle Themen, die private Veränderungen betreffen, wie Trennung, Scheidung, Verluste, bis zur Neuorientierung, wenn die Kinder erwachsen sind und ausziehen. Im Business Coaching geht es um die Beschäftigung mit der eigenen Karriere, Themen am und um den Arbeitsplatz, wie Versetzungen, Teamkonflikte, Arbeitsplatzverlust, „Split Family Setting“ verbunden mit Wochenendbeziehungen sowie Themen wie Mobbing und vieles mehr. Für all diese Themen bietet systemisches Coaching eine strukturierte, lösungs- und ressourcenorientierte Unterstützung, damit Klienten ihre Entscheidungs- und Handlungsspielräume verbessern, zu ihren eigenen Experten werden und gestärkt aus dem Coaching Prozess, die für sie bevorstehende Veränderung oder Herausforderung aktiv angehen können.
Wie wird man systemischer Coach?
Systemische Coaches bringen die Fähigkeit zur immerwährenden, hohen Eigenreflexion mit, denn bevor der Klient bei der Überprüfung und gegebenenfalls Neubewertung der eigenen Werte und Glaubenssätze angeleitet werden kann, sollte dies der Coach bereits für sich selbst vollzogen haben. Ebenso wichtig für die Arbeit des systemischen Coaches ist eine fundierte Ausbildung. In dieser sollte großer Wert sowohl auf die theoretische Ausbildung als auch die praktische Arbeit mit Klienten, auf Feedback, persönliche Weiterenwicklung und Methodensicherheit gelegt werden. Um die fortlaufende Qualität seiner Coachingarbeit zu sichern, sind sowohl die Intervision, d.h. der regelmäßige Austausch mit Kollegen, als auch die Supervision durch einen zertifizierten Supervisor für den systemischen Coach selbstverständlich.
Was zeichnet einen systemischen Coach aus?
Ein Klient, der sich für einen systemisch ausgebildeten Coach entscheidet, kann einem Coaching auf Augenhöhe entgegensehen. Gekennzeichnet einerseits durch Empathie, Authentizität und einer unbedingten Wertschätzung durch den Coach, als auch durch strukturierte und lösungsorientierte Prozesse, die der Coach in Abstimmung mit dem Klienten zur Erreichung dessen Ziels wählt.
Primäres Ziel des systemischen Coachings ist es, den Klienten durch die Nutzung seiner Ressourcen dazu zu befähigen, seinen Entscheidungs- und Handlungsspielraum zurückzugewinnen bzw. zu erweitern und ihn unabhängig vom Coach zu seinem eigenen Experten zu machen.
Autorin: Andrea Stoll, Zertifizierter Personal- und Businesscoach
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