Was ist Schreibtherapie?
Die Schreibtherapie ist eine Verfahren, das begleitend und stützend bei sehr vielen Erkrankungen zur Anwendung kommen kann. Das kreative Schreiben über Erlebtes oder über innere Zustände z.B. in Form eines Tagebuches, in Gedichten, Blogs, etc. hilft, eigene Emotionen zu ordnen, es ist eine Möglichkeit ungeschützt und unzensiert Worte zu finden, wo eine Konfrontation nicht oder nicht mehr möglich ist. Beispielsweise schreibt der Patient einen Brief an die tote Mutter oder an den an Demenz erkrankten Großvater. Die Adressaten werden den Brief zwar nicht mehr lesen, aber dem Patienten hilft das Schreiben eines solchen Briefes, seine Beziehung zu diesen Personen zu klären und mit manchen Dingen auf eine gute Weise abzuschließen. Eine besondere Form des kreativen Schreibens in der Schreibtherapie ist das freie, assoziative Schreiben. Der Patient überlegt nicht was er schreiben will, der entstehende Text kann völlig unstrukturiert und ungeordnet sein, er muss nicht einmal einem bestimmten Satzbau folgen.
Wem hilft Schreibtherapie?
Grundsätzlich kann die Schreibtherapie jedem helfen, der in der Lage ist, Buchstaben zu Wörtern und Wörter zu Sätzen zu formen. Vermutlich ist Schreibtherapie aber hauptsächlich für Menschen hilfreich, die von Haus aus eine gewisse Freude am Umgang mit Sprache mitbringen. Für manche ist die Hürde sich schriftlich zu äußern hoch, z.B. wenn sie damit unangenehme Erinnerungen aus der Schulzeit verbinden. Die Schreibtherapie ist einerseits eine Form der Selbsthilfe. Andererseits kann das Geschriebene aber auch im Rahmen einer Gesprächstherapie oder tiefenpsychologisch fundierten Therapie Anwendung finden. Das zwischen den Sitzungen Geschriebene dient dem Patienten als zum einen als Gedächtnisstütze dafür, was ihn bewegt hat. Andrerseits kann Schreiben auch erst einen Zugang zu verschütteten Erinnerungen schaffen. So kann sie ein wertvolles Hilfsmittel für Patient und Therapeut sein.
Flankierende Begleitung im Rahmen therapeutischer Arbeit
Die Schreibtherapie ersetzt nicht eine fundierte therapeutische Begleitung. Aber gerade dann, wenn jemand beispielsweise über Jahre hin Tagebuch schreibt oder die Prozesse der eigenen Therapie schriftlich festhält, kann sie sehr hilfreich sein, um die eigene innere Entwicklung auch über lange Zeiträume verfolgen zu können. Im Lesen seiner eigenen Texte mit mehreren Jahren Abstand wird dem Patienten unter Umständen erst bewusst, welche Früchte die Therapiearbeit getragen hat. Das kann motivieren, auch weiterhin an sich zu arbeiten.
Anwendung der Schreibtherapie
Anwendung findet die Schreibtherapie auch in der Biografiearbeit mit älteren Menschen und im therapeutischen Bereich. Elemente der Schreibtherapie können aber auch zum Beispiel im Rahmen eines Coachings ihren Platz haben. Beispielsweise regt der Coach seinen Klienten an, eine Vision dessen aufzuschreiben, wo er in drei, fünf oder zehn Jahren stehen möchte. Der Klient entwickelt eine Vision von seinen Zielen und fasst diese in Worte. Eine andere Möglichkeit ist es, einen Klienten einen bestärkenden Brief an sich selbst schreiben lassen, den der Coach ihm dann ein Jahr nach der Beratung zuschickt. Wer einen Roman eines berühmten Schriftstellers lesen möchte, der wohl für den Autor auch eine Art Schreibtherapie war, dem sei „Die Erfindung des Lebens“ von Hanns-Josef Ortheil empfohlen.
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