Entwicklung der Schematherapie
Die Schematherapie ist eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie. Da sich die Verhaltenstherapie seit ihrem Bestehen stets weiterentwickelt, sprechen Psychologen nun von der 3. Welle. Die 1. Phase oder Welle begann 1950 mit dem Behaviorismus. Ab 1970 setzte die sogenannte kognitive Wende ein. Diese dauerte bis etwa 1990 und wird 2. Welle genannt. Die aktuelle 3. Welle konzentriert sich auf Achtsamkeit, Emotionen und die Beziehung zwischen Therapeut und Klient. Begründer der Therapieform ist Jeffrey E. Young, ein Verhaltenstherapeut, der zahlreiche Arbeiten über kognitive Therapien als Behandlungsform bei Depressionen veröffentlicht hat. Allgemein ist Ziel der Behandlung, negative Verhaltensmuster zu überwinden und sie durch positive zu ersetzen. Die Therapie kombiniert dafür verschiedene verhaltenstherapeutische Techniken. Sie erweitert bekannte Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie um in der Psychologie etablierte Elemente der Psychodynamik.
Wie funktioniert die Schematherapie?
Sie ist eine klientzentrierte Psychotherapie, die stark auf Handeln und Erleben setzt. Erlebnisse der Kindheit werden mithilfe von Imagination aktiviert (Schemaktivierung). Die Technik der Imagination stammt aus der Gestalttherapie und wird in der Psychotherapie seit vielen Jahren erfolgreich benutzt. Nach Young lassen sich nur durch die Aktivierung vorhandener Schemata Veränderungen bewirken. Bei dem Prozess sollte sich der Klient möglichst intensiv in die vorgestellte Situation hineinversetzen und sie auch körperlich nachempfinden. Zur Verstärkung wird die Imagination daher gerne mit Rollenspielen kombiniert. Der Therapeut achtet nun genau auf die beim Klienten ausgelösten Empfindungen.
Beziehung zwischen Therapeut und Klient in der Schematherapie
Ein wichtiges Element der kognitiven Verhaltenstherapie ist die bewusste Gestaltung der Beziehung zwischen Therapeut und Klient. Sie wird als starke Möglichkeit der Veränderung gesehen. Der Therapeut ist stets um ein vertrauensvolles Miteinander bemüht, übernimmt aber auch elterliche Aufgaben. Stets soll der Patient spüren, dass seine Bedürfnisse ernst genommen werden. Es geht jedoch nicht darum, einen „Kuschelkurs“ mit dem Patienten einzuschlagen, durch den der Patient nur bestätigt wird, sich in bewährten Schemata einzurichten. Der Therapeut setzt klare Grenzen und macht immer wieder auf die problematischen Verhaltensweisen aufmerksam.
„Nachbeelterung“ in der Therapie
Wurde der Klient in seinem Elternhaus häufig abgewertet, achtet der Therapeut umso stärker darauf, ihn möglichst wenig zu kritisieren oder gar abzuwerten. Ist der Klient jedoch unzuverlässig und versäumt Vereinbarungen, kann der Therapeut durchaus auf sein Fehlverhalten hinweisen, indem er ihm klar macht, welche Gefühle er damit bei ihm auslöst. Der Therapeut muss die richtige Balance zwischen Bestätigung und Aufforderung zur Verhaltensänderung finden. Zum Schluss einer Sitzung werden gemeinsam Lösungsansätze erarbeitet.
Anwendung der Schematherapie
Alte Verhaltensweisen können einer Veränderung sehr hartnäckig gegenüberstehen. Damit die Therapie wirken kann, müssen neue Verhaltensmuster einstudiert werden. Anders als bei der Hypnotherapie oder der Transaktionsanalyse schlüpfen sowohl der Therapeut als auch der Klient in unterschiedliche Rollen. Das können Eltern, Geschwister, Lehrer, Arbeitskollegen oder die eigenen Kinder sein. In der neuen Rolle präsentiert der Therapeut die positiven Erlebnisse, die der Klient bis dato an der jeweiligen Person vermisst hat. Das sind in den meisten Fällen Anerkennung und Wertschätzung, Fürsorge und emotionale Zuwendung.
Neues Verhalten aufbauen
Nach der Bindungstheorie hat jeder Mensch ein starkes Bedürfnis, zu seinen Mitmenschen intensive emotionale Beziehungen aufzubauen. In diesem Klima von Geborgenheit und liebevoller Zuwendung können sich neue, selbstbewusste Verhaltensweisen etablieren. Damit dieses anfangs noch instabile Gerüst nicht gleich wieder in sich zusammensackt, ist regelmäßiges Üben wichtig. Deshalb wird der Klient dazu angehalten, das neue Verhalten zuhause wie ein Sportler zu trainieren. Mit der Zeit gewinnt er eine gewisse Distanz zu seinen Gefühlen, kann sein eigenes Verhalten nun wertfreier und emotional distanzierter betrachten. In der Folge wird er bewusster handeln und neue Denkmuster und Verhaltensweisen erlernen.
Für wen eignet sich die Schematherapie?
Sie kann zur Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen, bei wiederkehrenden Konflikten, bei psychosomatischen Leiden und bei Depressionen angewendet werden. Kognitive Schemata sind Glaubenssätze, die wir über uns und über die Welt im Allgemeinen haben. Sind sie negativ, haben wir immer wieder Schwierigkeiten mit anderen Menschen, ohne den Grund dafür zu kennen. Falsche Glaubenssätze aus der Kindheit sind häufig Ursache seelischer Erkrankungen. Die Schematherapie macht sich die heilsame Reise in die Vergangenheit zu Nutze, um neue Denkmuster einzuüben und dadurch Konflikte zu lösen sowie krank machende Muster zu durchbrechen. Entscheidende Ereignisse von früher werden neu aktiviert und mit positiven Gefühlen verknüpft. So löst sich schädliches Verhalten nach und nach auf. Durch die kognitive Therapie lassen sich Denken und Handeln dauerhaft beeinflussen. Minderwertigkeitsgefühle, Hilflosigkeit und Gefühle von Nutzlosigkeit können dadurch eliminiert werden.
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