Siegmund Freud als Begründer der Psychoanalyse
Freud als Entdecker des „Unbewussten“
Das therapeutische Verfahren der Psychoanalyse geht auf Sigmund Freud zurück. Die Psychoanalyse hat über lange Zeit das Bild von der Psychotherapie in der Öffentlichkeit geprägt. Die berühmte Couch, auf der der Patient während der Therapie liegt, gehört beispielsweise zum Setting der Psychoanalyse. Freud ist der Entdecker des Unbewussten. Er erkannte, dass uns nur ein Bruchteil unserer Selbst bewusst ist, der größte Teil unserer Seele, unserer inneren Triebe, Wünsche, Beweggründe liegt gewissermaßen im Dunkeln und offenbart sich normalerweise nur dann, wenn unser Bewusstsein quasi „ausgeschaltet“ ist.
Unbewusstes als Teil der menschlichen Psyche
Manchmal drängen Inhalte des Unbewussten durch sog. Fehlleistungen an die Oberfläche. Wir verbieten uns zum Beispiel aus Gründen der gesellschaftlichen Akzeptanz bestimmte Dinge auszusprechen. Doch plötzlich versprechen wir uns und damit kommt genau das ans Licht, was wir verbergen wollten. Zum Beispiel möchte jemand sagen: „Ich werde mal auf ihn zugehen!“ und sagt stattdessen: „Ich werde mal auf ihn losgehen!“. Freud nannte das Unbewusste auch das „ES“. Dieses „ES“ wird vom „Über-Ich“ in Schach gehalten. Das „Über-Ich“ ist der Teil von uns, in dem wir zum Beispiel unsere moralischen Ansprüche oder unsere Werte (Internalisierungen) abgespeichert haben. Zwischen „Es“ und „Über-Ich“ steht vermittelnd das „Ich“.
Was geschieht in einer Psychoanalyse?
Das wohl wichtigste Verfahren in einer Psychoanalyse ist das so genannte freie Assoziieren (auch genannt Grundregel) des Patienten. Der Patient liegt entspannt auf einer Couch (oder sitzt entspannt auf einem Sessel). Der Therapeut befindet sich nicht in seinem Blickfeld oder nur am Rande desselben. Der Patient beginnt frei zu assoziieren. Das heißt, er spricht einfach alles aus, was ihm gerade durch den Kopf geht oder emotional bewegt, auch wenn es ihm zunächst sinnlos oder unbedeutend erscheint. Der Therapeut greift in dieser Phase nicht ein, lenkt nicht, wertet nicht, stellt keine Fragen sondern notiert was der Patient äußert. Eine sehr wichtige Rolle spielen in der Psychoanalyse auch die Träume des Patienten.
Klärung und Deutung in der zweiten Phase der Analyse
Erst in einer zweiten Phase der Psychoanalyse ändert sich dann das therapeutische Setting. Nachdem der Patient viele Sitzungen lang einfach frei assoziieren konnte, sitzen sich Therapeut und Patient in dieser zweiten Phase gegenüber. Der Therapeut hilft dem Patienten , seine Assziationen zu deuten, zu ordnen und sie durchzuarbeiten. Eine Psychoanalyse ist ein sehr aufwändiges und somit ein Langzeitverfahren. Häufig finden mindestens zwei Sitzungen in der Woche statt und das oft über mehrere Jahre.
Anwendungsbereiche für eine Psychoanalyse
Die Indikation für eine Psychoanalyse ist vor allem dann gegeben, wenn eine psychische Erkrankung (neurotische Entwicklung) weit in der Vergangenheit des Patienten begründet liegt. Der Patient möchte nicht nur bestimmte Verhaltensweisen oder Denkmuster ändern (wie z.B. in der Verhaltenstherapie). Er ist bereit, das Problem an der Wurzel zu packen. Anwendungsbereiche für die Psychoanalyse sind z.B.: Neurosen, Zwangsneurosen, reaktive Depressionen sowie generell alle Erkrankungen, die beim Patienten in Folge von ungünstigen Bedingungen in früher Jugend und Kindheit entstanden und damit tief in der Seele verwurzelt sind. Die Analyse erzielt keine schnelle Wirkung, kann aber langfristig hilfreich sein. Sie setzt beim Patienten ein hohes Maß an Bereitschaft und Fähigkeit voraus, sich selbst zu reflektieren. Die Fähigkeit sich verbal zu äußern ist ebenfalls Voraussetzung für das Gelingen einer Psychoanalyse.
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