
PEP® gehört zu den sogenannten Mind – Body – Techniken. Mind – Body bedeutet wörtlich übersetzt Geist/Psyche – Körper und ist ein Konzept, welches den physischen Körper und den Geist/Psyche als eine integrierte Einheit betrachtet. Der Körper wird einbezogen, um die Psyche zu erreichen. Hierbei wird über taktile Stimulationen via Hautoberfläche (Klopfen) die erlebte Intensität von Emotionen (beispielsweise Angst, Ärger, Wut etc.) beeinflusst[1].
Darüber hinaus ist PEP® eine spannende Kombination verschiedener therapeutischer Ansätze und umfasst psychodynamische und hypnosystemische Aspekte ebenso, wie verhaltenstherapeutische Annahmen, Interventionen und Strategien.
Diese ziel- und lösungsorientierte Methode ist sehr geeignet, eigene Emotionen buchstäblich in den Griff zu bekommen. Dabei werden während der Bearbeitung der belastenden Emotionen wechselweise zwei Fokusse in den Blick genommen. Wendet man PEP® bei der Bearbeitung unterschiedlicher emotional belastender Themen an, ist es, als würde man durch eine Brille schauen, bei der man abwechselnd einmal durch das eine und dann wieder durch das andere Glas blickt.
Anleitung zur emotionalen Selbsthilfe – Bitte klopfen!
„ Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“ Christian Morgenstern[2]
Mittlerweile spiegelt sich die Erkenntnis, dass der Körper und die Stimulation über Berührung entscheidenden Einfluss auf das emotionale Erleben des Menschen haben, in vielen wissenschaftliche Studien wieder. So forscht Dr. Martin Grunwald, Gründer und Leiter des Haptik-Forschungslabors in Leipzig zum Thema Tastsinn und dem Phänomen der Selbstberührung[3]. Sowohl in der Akupunktur als auch in mittlerweile vielen unterschiedlichen Klopftechniken macht man sich dieses Wissen zunutze, um emotionales Erleben zu regulieren, Abstand zu gewinnen und Stress zu reduzieren. Beim Klopfen werden mehrere Punkte an Händen, Gesicht und Oberkörper leicht mit den Fingerspitzen berührt. Dies löst eine Vielzahl von neurohumoralen Reaktionen aus. Wirkstoffe wie z. B. Endorphin und Serotonin werden ausgeschüttet, das Belohnungssystem wird aktiviert und Dopamin wird freigesetzt.
Während der gesamten Zeit ist man gedanklich ganz auf das momentane Gefühl konzentriert. Auf diese Weise werden emotionale Prozesse beeinflusst, neuronale Netzwerke „verstört“ und dadurch eine innere Neuorganisation möglich.Wesentlicher Bestandteil des Klopfprozesses ist eine voran gestellte Selbstwertübung. Denn bei PEP® geht es immer und wesentlich um die Verbesserung der Selbstbeziehung. Vielen Menschen ist Selbstannahme und eine positive, wertschätzende Haltung sich selbst gegenüber eher fremd. Doch trägt eine verbesserte Selbstbeziehung maßgeblich dazu bei, mit sich und den Überraschungen des Lebens schneller und besser fertig zu werden.
Die BIG FIVE Lösungsblockaden
Während das Klopfen eine großartige Möglichkeit zur Sofort-Intervention bietet, um schnell mit eigenen Händen Einfluss auf die Intensität belastender Emotionen zu nehmen, kann es dennoch geschehen, dass es irgendwie nicht weitergeht. Dann wird es Zeit, den Fokus zu verlagern und darauf zu schauen, um was es noch gehen könnte. Emotionen sind niemals isoliert zu betrachten. Sie sind in der Regel an Ereignisse und Lebenserfahrungen gebunden und beeinflussen die Art und Weise, wie im Weiteren auf das Leben geschaut wird. Gerät die Reduktion der emotionalen Erregung ins Stocken, liegt es nahezu immer daran, dass nicht gut funktionierende Beziehungsmuster im Hintergrund präsent sind. Dies ist den betroffenen Personen oft gar nicht bewusst. Doch fragt man gezielt nach, wird schnell offensichtlich, wodurch das Störfeuer ausgelöst wird.
Dr. Michael Bohne, der diese Technik entwickelt hat, spricht hier von den sogenannten BIG FIVE der Lösungsblockaden. Selbstvorwürfe, Vorwürfe anderen gegenüber, Erwartungshaltungen, Altersregression und dysfunktionale Loyalitäten sind die fünf großen Themen, mit denen man es in der Regel zu tun hat, wenn es nicht weitergeht.
PEP® – Wechsel zwischen Kognition und Emotion
Sich die Schuld für etwas geben, ein schlechtes Gewissen haben oder sich nicht perfekt und ausreichend genug fühlen, kann wirksam verhindern, dass wir zur Ruhe kommen. Anderen Vorwürfe machen, ihnen die Schuld für etwas geben, konserviert Zorn und Wut. Erwartungen, die nicht erfüllt werden, führen zu Ohnmacht, Enttäuschung und Hilflosigkeit. Ein gefühlt jüngeres Alter, das nicht dem realen entspricht, bewirkt Unwohlsein, häufig auch ein Gefühl von Inkompetenz. Und eine Verbundenheit anderen gegenüber, in der Regel nicht wirklich bemerkt, kann entscheidend daran hindern, den eigenen Weg zu gehen und sich frei und souverän zu fühlen.
So verändert sich im Prozess der Arbeit mit PEP® immer wieder der Fokus, der Blick durch die imaginäre Brille wechselt kontinuierlich zwischen Emotion und Kognition hin und her. So kann mit Hilfe des Klopfens und entsprechender BIG FIVE Interventionen das belastende Thema auf diese Weise mehr und mehr zur Ruhe kommen.
Anwendungsmöglichkeiten bei PEP®
PEP® eignet sich sehr gut als Selbsthilfetechnik.
Darüber hinaus findet es seine Anwendung in therapeutischen Kontexten wie
- emotionalen Belastungen
- Verbesserung von Selbstwert und Selbstbeziehung
- Bearbeitung belastender Lebenserfahrungen
- Transformation von einschränkenden, ungünstigen Glaubenssätzen in funktionalere und stärkendere Kernüberzeugungen.
[1] Bohne, Michael (2010, 2013): Klopfen mit PEP® – Prozess-und Embodimentfokussierte
Psychologie in Therapie und Coaching. Heidelberg (Carl-Auer-Systeme Verlag)
[2] https://www.aphorismen.de/zitat/28542
[3] Grunwald, Martin (2017): Homo Hapticus – Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können.
Droemer Verlag, München