Was ist Neuraltherapie?
Die Neuraltherapie ist ein traditionell angewandtes alternativmedizinisches Verfahren. Die Wirkung ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Europaweit praktizieren etwas 1500 Ärzte diese Therapieform. Hierbei wird ein bestimmtes Lokalanästhetikum an bestimmten Stellen injiziert. Das Ziel ist, damit das vegetative Nervensystem zu beeinflussen und eine heilsame Fernwirkung zu erzeugen, also ein Effekt, der eventuell an einer ganz anderen Stelle im Körper eintritt, als der, wo die Injektion erfolgte. Das Verfahren der Neuraltherapie wurde durch die Ärzte Ferdinand und Walter Huneke entwickelt. Entdeckt wurde es eher zufällig, als im Jahre 1925 Ferdinand Huneke seiner an chronischer Migräne leidenden Schwester versehentlich ein Präparat namens Procain injezierte, das bei intravenöser Verabreichung eigentlich in dem Verdacht stand, eine tödliche Gehirnlähmung hervorzurufen.
Beobachtung von Heilwirkung
Dieser Fall trat jedoch nicht ein, stattdessen war eine schlagartige und bleibende Heilwirkung zu beobachten. Gemeinsam mit seinem Bruder Walter erforschte Ferdinand Huneke daraufhin die therapeutische Anwendung von Procain weiter. Im Jahre 1940 behandelte Huneke die Beinwunde einer an Migräne und Gelenkbeschwerden in der Schulter leidende Frau. Innerhalb von Sekunden nach der Behandlung am Bein eine deutliche Besserung im Bereich der Schulter eingetreten sein.
Anwendung der Neuraltherapie
Therapeuten, die die Neuraltherapie praktizieren, sprechen seitdem von der Existenz sogenannter „Störfelder“. Das sind nach ihrer Theorie chronische Entzündungen, die den Gesamtorganismus „energetisch“ schwächen und Beschwerden in anderen Bereichen des Körpers hervorrufen. Huneke nahm an, dass es sich bei diesem von ihm so benannten Sekundenphänomen-Heilung genannten Phänomen um eine Heilung von Krankheitsherden handele, die eine „Fernstörung“ verursacht haben. Daraus entwickelte er die sogenannte Störfeldtherapie, die von seinen Schülern bis heute beibehalten wird. Gegner der Neuraltherapie wenden ein, die Besserung träte lediglich durch eine (unbewusste) Suggestion des Patienten ein.
Behandlungsformen der Neuraltherapie
Segmenttherapie
Bei der Segmenttherapie wird ein Lokalanästhetikum, in der Regel Procain, so injeziert, dass es Hautquaddeln bildet. Die Injektion erfolgt entlang der Ganglien (Hauptnervenbahnen im Bereich der Wirbelsäule). Dabei soll die Wirkung über das vegetative Nervensystem im betroffenen Segment vermittelt werden.
Störfeldtherapie
Störfelder sind, nach Huneke, chronische Entzündungszustände. Diese schwächen den Gesamtorganismus „energetisch“ und rufen Beschwerden in anderen Bereichen des Körpers hervor. Die häufigsten Störfelder sind dabei Mandeln, Nasennebenhöhlen, die Zahn-Kiefer-Region, Schilddrüse oder Narben.
Huneke ging dabei von folgenden drei Grundsätzen aus:
1. Jede chronische Erkrankung kann störfeldbedingt sein.
2. Jede Stelle des Körpers kann zu einem Störfeld werden.
3. Jede Störfelderkrankung ist nur durch Ausschaltung des Störfeldes heilbar.
Durch gezielte Befragung und Untersuchung wird versucht, das Störfeld zu finden und durch Injektion eines Lokalanästhetikums die Störwirkung zu unterbrechen.
Wer bietet Neuraltherapie an?
Die Neuraltherapie wird meist durch naturheilkundlich ausgebildete Ärzte angeboten. Diese können sich in 120-150 Stunden in der Neuraltherapie fortbilden lassen. Die Ärztekammer erkennt das Verfahren als naturkundliches Heilverfahren an. Heilpraktiker dürfen Neuraltherapie in der Regel nicht anwenden, da die erforderlichen Präparate starke Betäubungsmittel sind, mit denen Heilpraktiker nicht hantieren dürfen.
Nebenwirkungen der Neuraltherapie
Bei der Anwendung der Neuraltherapie wurden Nebenwirkungen und teilweise tödliche Zwischenfälle beobachtet. Einige davon sind schlicht auf falsche Handhabung zurückzuführen (z.B. Verletzung durch und bei der Injektion), es kam aber auch schon zu Hirnblutungen, Krampfanfällen und starken allergischen Reaktionen. Das häufig verwendete Mittel Procain findet mittlerweile fast nur noch in der Neuraltherapie Anwendung, als Anästhetikum wird es kaum noch verwendet, eben wegen seiner starken Nebenwirkungen.
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