Was ist Naturcoaching?
Naturcoaching ist Coaching, das in und mit der Natur durchgeführt wird. Wie beim klassischen Coaching können die Klienten mit Naturcoaching berufliche oder private Themen bearbeiten. Coaching-Grundhaltungen wie Ziel-, Lösungs- und Ressourcenorientierung kommen weiterhin zum Tragen. Der große Unterschied liegt darin, dass Naturcoach und Klient sich achtsam in der Natur befinden und diese in den Prozess einbeziehen. Die Natur ist somit ein wichtiges drittes Element im Coaching.
Wie funktioniert Naturcoaching?
Es gilt die Grundannahme, dass alles, was dem Klienten in Zusammenhang mit seinem Anliegen in der Natur auffällt, eine hilfreiche Botschaft für ihn beinhaltet. Beispielsweise kann ein fallendes Blatt dem Klienten aufzeigen, dass die Zeit für den Abschied reif ist, über den er gerade nachdenkt. Wie intensiv die Natur einbezogen wird, hängt von Anbieter, Klient, Coaching-Thema und Naturraum ab. Steht längeres Gehen im Vordergrund spricht man von „Wandercoaching“. Der Begriff „Naturcoaching“ ist um das Jahr 2007 an verschiedenen Stellen aufgetaucht. Somit gibt es keinen Begründer im engeren Sinne.
Was ist der Nutzen von Naturcoaching?
Menschen haben den größten Teil ihrer Entwicklungsgeschichte in und direkt von der Natur gelebt. Wie Studien belegen, ist dieses Erbe nach wie vor genetisch in uns verankert. Daher profitieren Körper, Geist und Seele vom Aufenthalt und der Bewegung in der Natur. Die Natur bietet nicht nur Abstand vom belastenden Alltag. Alle Sinne werden angeregt, die Aufmerksamkeitsfähigkeit erholt sich, die Stimmung verbessert sich usw. Durch das gemeinsame Draußensein entsteht in kurzer Zeit eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Klient. Dies sind gute Voraussetzungen für erfolgreiches Coaching. Den Coaching-Prozess an sich bereichert die Natur als „Co-Coach“ mit einer Fülle an passenden Anregungen für Beruf und Persönlichkeit. Selbst herausfordernde Wetterbedingungen oder schwierige Wegverhältnisse können hilfreich eingebunden werden.
Methoden und Interventionen im Naturcoaching
Im Naturcoaching werden adaptierte Indoor-Coaching-Ansätze ebenso verwendet wie Interventionen, die nur in der Natur möglich sind. Die Methoden werden so ausgewählt, dass sie dem Klienten und seiner Zielerreichung dienlich sind und gut zur Natur vor Ort passen.
Beispiele aus dem Naturcoaching
- Achtsamkeitsübungen , z. B. schweigend mit allen Sinnen gehen, um bewusst in der Natur als Coachingraum anzukommen
- Naturbezogene Gesprächsführung, z. B. „Was würde der Baum/der Vogel/der Bach dazu sagen?“
- Natursymbole, z. B. bedeutsame Pflanzen, Tiere, Federn, Steine usw. anstelle von beschrifteten Moderationskarten in Aufstellungen
- Unerwartetes als Metapher: Unverhoffte Anblicke, Geräusche oder Begegnungen, die der Klient als relevant empfindet, werden auf die darin enthaltene Botschaft abgeklopft
- Bewegung als Metapher, z. B. Gehtempo als Metapher für (un)passendes Lebenstempo beim Thema Stressmanagement
- Natur als Vorbild: Erfolgsstrategien von Tieren und Pflanzen auf Anliegen übertragen
- Angeleitete Naturmeditationen, z. B. um die gute Verwurzelung eines Baumes in sich zu erleben
- Solo: Zeit, die der Klient in Verbindung mit seinem Anliegen für sich in der Natur verbringt
- Rituale, z. B. ein Symbol für eine einschränkende Überzeugung beerdigen
Wo in der Natur wird Naturcoaching durchgeführt?
Naturcoaching kann in den unterschiedlichsten Naturräumen stattfinden. Parkanlagen, Brachland, Wald, Wiesen, Flussufer, sanfte Hügellandschaften oder Hochgebirge sind geeignet. Jeder Naturraum hat seine eigene Ausstrahlung und prägt den Coaching-Prozess anders. Coach und Klient müssen nicht gemeinsam unterwegs sein. Beim Walk&Call-Coaching, dem Naturcoaching per Telefon, wird die Natur über das Telefon als Co-Coach einbezogen.
Bei welchen Themen wird Naturcoaching eingesetzt?
Naturcoaching wird bei beruflichen und persönlichen Anliegen gleichermaßen eingesetzt. Persönlichkeitsentwicklung, Stressmanagement, Entscheidungsfindung, erfolgreiche Selbstständigkeit, gelungene Zusammenarbeit oder Unternehmensführung sind einige der typischen Themen. Psychotherapeutische Behandlungen dürfen nur erfolgen, wenn der Anbieter eine Heilerlaubnis besitzt.
Für wen ist Naturcoaching geeignet?
Naturcoaching wird besonders gerne von naturverbundenen Menschen genutzt. Ihnen ist der Wert der Natur als Erholungsraum und Inspirationsquelle bereits bewusst. Daher suchen sie die Möglichkeit, ihre Coaching-Anliegen in und mit der Natur lösen zu können. Menschen mit sitzender Tätigkeit buchen Naturcoaching gerne, weil sie damit zusätzlich zu körperlicher Betätigung kommen. Professionelles Naturcoaching wird von Selbstzahlern und Unternehmen genutzt. Es gibt Angebote für Einzelpersonen, offene Gruppen und Teams.
Wie finde ich einen passenden Naturcoach?
Jeder Naturcoach hat seinen Stil. Manche arbeiten eher strukturiert, andere stärker assoziativ-prozessorientiert. Andere betrachten die Natur als Hauptakteur im Naturcoaching. Manche Naturcoaches binden die Natur nur punktuell ein. Auch Qualifikations- und Erfahrungshintergrund sind unterschiedlich. Es gilt herauszufinden, ob Stil, Haltung und Persönlichkeit des Naturcoachs gut zu einem passen. Hierzu kann man sich im Vorfeld auf der Webseite informieren. Einige Naturcoaches bieten auch ein kostenloses Erstgespräch an. Die räumliche Nähe ist weniger relevant, sofern der Coach auch Naturcoaching per Telefon anbietet.
Wie werde ich Naturcoach?
Im deutschsprachigen Raum gibt es diverse Anbieter von professionellen Aus- und Weiterbildungen zum Naturcoach. Zugangsvoraussetzungen, Konzept und Dauer sind unterschiedlich. Auch hier verschaffen die Internettauftritte, Gespräche mit den Anbietern und Infoveranstaltungen einen Eindruck, ob die Weiterbildung passend ist.
Literatur zum Thema Naturcoaching:
Carsten Gans, Katja Dienemann, Anja Hume, André Lorino (2020): Arbeitsraum Natur – Handbuch für Coaches, Therapeuten, Trainer und Organisationen
Kerstin Peter (2019): Coachingraum Natur – Draußen Entspannung, Kraft und Lebendigkeit finden
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