Was ist manuelle Lymphdrainage?
Die manuelle Lymphdrainage ist ein erfolgreiches Konzept zur Behandlung von Wassereinlagerungen im Gewebe. Seit den 1970er Jahren ist sie als physikalische Therapie anerkannt und wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Auch wenn die sanfte Massageform in Deutschland bis zu den 60er Jahren weitgehend unbekannt war, wurde sie im restlichen Europa bereits im 19. Jahrhundert eingesetzt. Für die Behandlung werden spezielle Griffe genutzt, die Physiotherapeuten in besonderen Schulungen erlernen. Die manuelle Drainage unterstützt den Lymphfluss im Lymphsystem, reduziert Wassereinlagerungen (Ödeme) und kann bei Störungen des vegetativen Nervensystems helfen. Typische Anwendungsgebiete sind Schwellungen nach Knochenbrüchen, Operationen und rheumatische Erkrankungen. Die sanfte Ödemtherapie lässt Blutergüsse schneller abklingen und hilft auch bei Kopfschmerz und Migräne. Sie hat vier nachweisliche Effekte: Die Therapie entstaut, lindert Schmerzen, entspannt die Muskulatur und stärkt die Abwehrkräfte.
Manuelle Lymphdrainage: Wie sieht die Anwendung aus?
Die Behandlung sollte ausschließlich von geschulten Fachkräften, in der Regel Physiotherapeuten, vorgenommen werden. Damit der Lymphfluss wieder in Gang kommt, presst der Therapeut die Lymphgefäße vorsichtig zusammen. Dabei massiert er nur die oberen Hautbereiche und nicht die tiefer liegende Muskulatur, eigentlich verschiebt er die Lymphgefäße, bis sich Blockaden auflösen. Er wendet hierzu festgelegte Griffe an: den Drehgriff, Schöpfgriff, Scheibenwischergriff, Hautfaltgriff, stehende Kreise und den Verdrängungsgriff. Diese dynamischen Grifftechniken verschieben die Lymphflüssigkeit und werden abhängig von der betroffenen Körperstelle eingesetzt. Der älteste und meist verbreitete Griff „stehende Kreise“ wird heute in zahlreichen Abwandlungen genutzt.
Wie erklärt sich die Wirkung der manuellen Therapie?
In den Lymphgefäßen, die parallel zum Venensystem verlaufen, fließt die Lymphflüssigkeit. Sie enthält Eiweiße, Elektrolyte sowie weiße Blutkörperchen, die zur Immunabwehr notwendig sind. Die Lymphgefäße verbinden etwa 600 Lymphknoten im menschlichen Körper. Diese befinden sich vorwiegend in den Achselhöhlen, am Hals, am Magen-Darm-Trakt und in der Leistengegend. Die Lymphknoten müssen schädliche Stoffe aus der Lymphflüssigkeit herausfiltern. Nach Unfällen, Operationen oder Erkrankungen kann der Fluss der Lymphe beeinträchtigt sein, sodass schädliche Stoffe nicht abtransportiert werden können. Es kommt zu Schwellungen, den so genannten Ödemen. Manuelle Lymphdrainage bringt den Lymphfluss des Körpers wieder in Gang, hat also eine aktivierende Funktion. Sie fördert nicht nur den Abtransport von Giftstoffen und Wassereinlagerungen, sie regt auch die Blutzirkulation in den Venen an. Direkt nach der Behandlung fühlen sich geschwollene Beine daher viel leichter an.
Wann hilft die manuelle Lymphdrainage?
Die Massagetechnik aus der Physiotherapie ist nach allen akuten Verletzungen mit Schwellungen angezeigt. Häufig sind Arme und Beine von Ödemen betroffen, die sich besonders leicht behandeln lassen. Die Therapie kann aber ebenso gut im Gesicht angewendet werden. Sie wirkt bei Zerrungen, Blutergüssen, bei geschwollenen Beinen in der Schwangerschaft oder nach langem Stehen. Sie hilft auch bei Venenproblemen und Lymphödemen ohne erkennbare Ursache und kann bei zahlreichen chronischen Erkrankungen entstauen. Durch Druckentlastung wirkt die Drainage schmerzlindernd. Der Effekt zeigt sich zum Beispiel bei Kopfschmerzen, Trigeminusneuralgie, Schleudertrauma und Wassereinlagerungen nach Bestrahlungen. Gute Erfolge werden auch bei Gelenkerkrankungen und chronischen HNO-Beschwerden erzielt. Da nahezu alle Griffe sanft erfolgen, tut die Behandlung gut und entspannt. Bei einigen Griffen kann der Druck zwar etwas unangenehm sein, ihre Wirkung ist jedoch verblüffend. Um den Effekt möglichst lange aufrecht zu erhalten, sind je nach Vorerkrankung nach den ersten Sitzungen Kompressionsbandagen sinnvoll. Bei Veneninsuffizienz sind Bandagen jedoch kontraproduktiv. Bei Thrombosen, schwerer Herzinsuffizienz, offenen Wunden und akuten Entzündungen sollte die manuelle Lymphdrainage nicht angewendet werden.
Wissenswertes zur manuellen Lymphdrainage
Die erste Lymphdrainage-Ausbildung in Deutschland fand 1958 statt. Heute gehört sie längst zum Standardrepertoire jeder gut geführten Praxis für Physiotherapie.
Das könnte Sie auch interessieren:
>> Osteopathie – wie kann eine osteopathische Behandlung helfen?
>> Migränetherapie nach Kern – wie der Körper Schmerzfreiheit lernen kann
>> Craniosacrale Therapie – ein manuelles Verfahren