Wie enstand die Körperpsychotherapie?
Das Verfahren der Körperpsychotherapie entstand aus der Erkenntnis heraus, das körperliche und psychische Prozesse in einem engen, unauflösbaren Zusammenhang stehen. Das gilt natürlich auch für das Zustandekommen von seelischen und körperlichen Erkrankungen. Körperliche Wahrnehmungen und Abläufe geben oft einen Hinweis auf die seelische Verfassung des Patienten. Wir kennen das bei offensichtlichen und akuten Gefühlsäußerungen wie Lachen (hochgezogene Mundwinkel), Weinen (Tränen, etc.), Wut (laute Stimme, erhöhte Körperspannung, etc.), Angst und anderen. Darüber hinaus gibt es aber eine Vielzahl weniger offensichtlicher körperlicher Reaktionsweisen. Zum Beispiel: Verspannungen, über Jahre hin verfestigte Fehlhaltungen, die Neigung „sich klein zu machen“, etc.
Wie wirkt Körperpsychotherapie?
Körperpsychotherapie setzt bei der körperlichen Wahrnehmung des Patienten an. Sie arbeitet in zwei Richtungen. Zum einen wird die Tatsache genutzt, dass eine bewusste Änderung körperlicher Gewohnheiten sich auf das seelische Wohlbefinden auswirkt. Ein sehr bekanntes Beispiel (das jeder Leser gleich selber ausprobieren kann): Unsere Gesichtsmuskeln stehen neurologisch in Verbindung zu bestimmten Regionen in unserem Gehirn, die Emotionen steuern. Wenn wir fröhlich sind, lachen wir. Es geht aber auch umgekehrt. Wer etwa zwei Minuten lang Mundwinkel und Augenbrauen hoch zieht, stimuliert damit genau die Region im Gehirn, die für positive Gefühle sorgt.
Körperbetontes Arbeiten in der Therapie
Etwas langwieriger aber ebenso wirksam ist die therapeutische Arbeit mit Atmung, Körperspannung, der Ausweitung der Körperwahrnehmung u.a. Neben solchen „Übungen“ arbeitet Therapeut mit dem Patienten tiefenpsychologisch. Dabei wird der Wahrnehmungsfokus des Patienten wird immer wieder darauf gerichtet, wie sich durch die therapeutische Arbeit im Lauf der Therapie auch körperlich etwas tut (Fehlhaltungen werden aufgegeben, Verspannungen lösen sich, der Patient atmet freier, etc.)
Ausrichtung der Körperpsychotherapie
Die Körperpsychotherapie ist ein tiefenpsychologisch und humanistisch orientiertes Verfahren. Es arbeitet stark erfahrungsorientiert. Das heisst, der Patient wird aufgefordert, achtsam bei seinen eigenen seelischen und körperlichen Wahrnehmungen zu bleiben, ohne diese zu bewerten. Der Patient soll einfach lernen wahrzunehmen und anzunehmen was ist. Erst aus dieser inneren Annahme heraus ist auch Veränderung möglich.
Wem hilft die Körperpsychotherapie?
Die Anwendung der Körperpsychotherapie eignet sich vor allem bei seelischen Erkrankungen, die mehr oder weniger offensichtlich mit körperlichen Beeinträchtigungen einher gehen. Die Indikation für eine Körperpsychotherapie ist z.B. gegeben bei Essstörungen, Angsstörungen oder Erfahrungen von Missbrauch, da sie hilft, gewissermaßen wieder „Herr im eigenen Körper“ zu werden. Gut geeignet ist das Verfahren auch für Patienten, die dazu neigen, alles rational zu betrachten und einen tieferen Zugang zu ihren Gefühlen suchen. Sehr hilfreich wird erlebt, dass man mit körpertherapeutischen Verfahren auch dann arbeiten kann, wenn Erinnerungen oder Emotionen noch so tief vergraben sind, dass man keinen verbalen Zugang zu ihnen gewinnt. Wenn die Wurzel der Erkrankung beispielsweise in frühkindlichen Erfahrungen liegt, zu denen der Patient normalerweise keinen bewussten Zugang hat. Im Körper sind diese Erinnerungen dennoch „abgespeichert“ und manche lang angestauten Emotionen können sich so lösen, ohne dass der Patient sich im einzelnen erinnern muss, wo sie herkommen.
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