Hintergründe der Hospizbewegung
Die Tradition der Hospizbewegung lässt sich zurückverfolgen zu den kirchlichen und klösterlichen Mönchen im Mittelalter, die damals nicht nur Pilgern, sondern auch Kranken und Verletzten eine „Unterkunft und Herberge“ boten. („Hospiz“ lat. hospitium bedeutet „Herberge“). Damals gab man den Bedürftigen nicht nur eine Herberge oder hat den Tod bekämpft, sondern sie erhielten Menschlichkeit, Fürsorge, Pflege und seelsorgerische Zuwendung. Daher beschreibt die heutige Hospizbewegung keinen NEUEN Umgang mit dem Tod, sondern kehrt zurück zu ihren Wurzeln der Menschlichkeit, wie Sie im Mittelalter bereits gelebt und gehandhabt wurde.
Hospizbewegung in der „Neuzeit“
Doch in einer Welt der Rationalisierung, des Kapitalismus, der Effektivität und der Kosteneinsparungen müssen die in früherer Zeit gelebten Werte, wieder neu formuliert und in die Gesellschaft getragen werden. In England entstanden Ende des 19 Jahrhunderts entsprechend dieser alten Traditionen und Werte die ersten so benannten Hospize.
Die englische Ärztin, Dr. Cicely Saunders (1918 – 2005), ist wohl eine der bekanntesten Menschen der neuen Hospizbewegung und Palliativmedizin. Sie hat die Wichtigkeit der medikamentösen Schmerzbehandlung erkannt und erforscht sowie das erste Hospiz mit dem Namen „St. Christopher’s Hospice“ in 1967 London eröffnet. Von London aus breitete sich die Hospizbewegung langsam über die USA nach Kanada und Europa aus. In Deutschland wurden im Jahr 1980 die ersten palliativen und hospizlichen Institutionen eröffnet. Im September 2010 wurde die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland veröffentlicht.
Hospizarbeit in Deutschland
In den letzten Jahren erfuhr die Hospizbewegung auch in Deutschland einen großen Aufschwung und lebt vor allem durch die Bürgerbewegung, deren Ziel es ist, dass schwerstkranke und sterbende Menschen den letzten Lebensabschnitt in Würde und mit größtmöglicher Autonomie (er)leben und Abschied nehmen können. Zu einem großen Anteil lebt die Hospizarbeit von den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die als sogenannte „ehrenamtliche HospizhelferInnen“ die schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihre Angehörigen in Hospizen, Pflegeheimen, Krankenhäusern aber auch ambulant – also Zuhause -begleiten und unterstützen. Meist sind es kirchliche, ökumenische oder caritative Institutionen oder Vereine, welche mit den palliativen Versorgungszentren, Ärzten und Teams zusammenarbeiten und die ehrenamtlichen HospizhelferInnen ausbilden und deren Einsätze/Begleitungen koordinieren.
Was macht ein Hospizhelfer?
Die ehrenamtlichen Hospizhelfer schenken den Betroffenen und Angehörigen von allen Dingen ZEIT. Zeit über die Ängste und Sorgen zu sprechen. Sie vermitteln Sicherheit und Vertrauen in einer Zeit, großer Unsicherheit. Hospizhelfer sind Menschen, die da sind, zuhören, Verständnis haben und mit den Ängsten, als auch dem Schweigen, dem Schmerz und den Tränen umgehen können. Oft können die Fragen nach dem Tod oder dem, was danach kommt, nicht oder nur unzureichend beantwortet werden. Das gilt es auszuhalten. Aber auch die verschiedenen Wertvorstellungen und kulturellen Unterschiede der Betroffenen und Angehörigen gilt es anzuerkennen und wert zu schätzen. Hospizhelfer orientieren sich immer an den Bedürfnissen und Wünschen der zu begleitenden Menschen.
Hospizarbeit: Maßnahmen der Sterbebegleitung
Aber es geht nicht nur um die Begleitung der Betroffenen und deren Angehörigen durch ehrenamtliche Hospizhelfer. Eine gute Hospizarbeit wird begleitet von professioneller medizinischer Versorgung und Schmerztherapie (Palliativmedizin), von Pflegediensten, der psychosozialen Beratung (berät u. a. über die Versorgungs- und Unterstützungsmöglichkeiten), der seelsorgerischen / spirituellen Betreuung sowie der Begleitung durch hauptamtliche und ehrenamtliche Hospizhelfer und ggfs. auch einer psychologischen Betreuung als auch anschließenden Trauerbegleitung. Die Notwendigkeit einer allumfassenden Versorgung für schwerstkranke und sterbende Menschen wird in Deutschland immer mehr vorangetrieben. Es ist schon viel Positives geschehen, um eine gute Versorgung flächendeckend zu gewährleisten. Doch insbesondere im Hinblick auf den demographischen Wandel kommt der Hospizarbeit auch in Zukunft eine große Wichtigkeit in unserer Gesellschaft zu. Es gibt noch viel zu tun!
Autorin:
Iris Iffland
Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Imagination & Qigong
Quellen: Cicely Saunders International
Hospiz.org
Deutscher Hospiz- und Palliativverband e. V.
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