Psychoanalyse „light“
Die Fokaltherapie ist ihrem Verfahren nach eine Form der psychoanalytischen Kurztherapie. Sie wurde von Michael Balint und Mitarbeitern entwickelt. Im Unterschied zu einer oft sehr langwierigen Psychoanalyse konzentriert sich die Fokaltherapie auf die Herausarbeitung, Klärung und Bearbeitung eines Kernkonflikts. Diesen formuliert der Patient möglichst gleich zu Beginn der Therapie. Die Fokaltherapie arbeitet zielorientiert und lösungsorientiert. Das sogenannte Fokalziel (das, was der Patient in der Therapie erreichen will) wird möglichst gleich zu Beginn bestimmt und möglichst klar und präzise herausgearbeitet. Im therapeutischen Setting einer Fokaltherapie sitzen sich Therapeut und Patient gegenüber. Zu Beginn hilft der Therapeut dem Patienten durch gezielte Fragen seinen Kernkonflikt und sein Therapieziel herauszufinden. Der Patient äußert zu diesem Kernkonflikt seine spontanen Gedanken und Gefühle. Diese bilden im Rahmen des Deutens und für die weitere Bearbeitung in der Therapie den wichtigsten Ansatzpunkt.
Anwendungsbereiche für die Fokaltherapie
Die Anwendung der Fokaltherapie ist für alle geeignet, die im Rahmen eines therapeutisches Settings oder eines Coachings gezielt und fokussiert an einem ganz bestimmten Thema arbeiten wollen. Beispielsweise der inneren Beziehung zum verstorbenen Vater. Oder auch ganz praktisch an der Überwindung von Lampenfieber bei der Vorbereitung eines Vortrages. Ein Therapeut, der dieses Verfahren anwendet, wird den Patienten/Klienten immer wieder auf den eigentlichen Kernkonflikt und die zu Beginn der Beratung geäußerte Zielsetzung zurückführen. Im Gegensatz zur Psychoanalyse, bei der der Patient gehalten ist, über sehr viele Sitzungen hin einfach frei zu assoziieren, stellt der Therapeut hier gezielte Fragen. Dieses Verfahren hat dadurch natürlich auch seine Grenzen. Es ist z.B. nicht geeignet, langwierige biografische Fragestellungen des Patienten aufzuarbeiten oder seelische Traumata zu bearbeiten.
Grenzen der Fokaltherapie
Hier sollte ein Therapeut auch seine Grenzen kennen. Falls im Rahmen einer Fokaltherapie deutlich wird, dass der vermeintliche Kernkonflikt nur der Ausdruck eines wesentlich tiefer gehenden psychischen Problems ist, sollte ein verantwortungsbewusster Therapeut dem Patienten eine entsprechend tiefer greifende Therapieform nahelegen. Normalerweise ist die Fokaltherapie auf eine Einzelberatung angelegt. Möglich sind Verfahrensweisen der Fokaltherapie aber auch in Selbsthilfegruppen oder im Coaching von Teams.
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