Denkmodell von Ego State
Die Verfahren der Ego State Therapie gehört zu den Therapieformen, die besonders zur Bewältigung eines seelischen Traumas geeignet sind (→ Traumatherapie, EMDR). Traumatisierte Menschen entwickeln Abwehrmechanismen gegen die Gefühle der Angst und des Schmerzes, die das Trauma hervorgerufen hat. Einige Patienten tun das, indem sie ihre Persönlichkeit in verschiedene Ich-Anteile (Ego States, Teilpersönlichkeiten) aufteilen. Das geschieht fast immer unbewusst und dient der Entlastung der Kernpersönlichkeit. Auch gesunde Personen kennen in sich unterschiedliche Persönlichkeitsanteile. In der Regel sind wir uns dessen bewusst, dass wir in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Rollen einnehmen. In diesem Fall spricht man von integrierten Persönlichkeitsanteilen, die gewissermaßen ein „inneres Team“ bilden, das uns bei der Bewältigung des Alltags behilflich ist.
Anwendungsbeispiel für die Ego State Therapie
Bei traumatisierten Menschen kann es sein, dass diese Persönlichkeitsanteile unbewusst eine Art Eigenleben in der Psyche des Menschen entwickeln. Im Extremfall bis hin zur Multiplen Persönlichkeit, bei der die einzelnen Anteile völlig selbständig agieren. Die Ego States entwickeln völlig eigene Gedanken, eigene Gefühle und einen eignen Willen. Beispiel: Der Patient hat in seiner Kindheit sexuellen Missbrauch von Seiten eines Familienmitglieds erfahren. In der Therapie kommt der Patient zu dem Entschluss, den Kontakt zu dieser Person abzubrechen, was der Heilung dienlich wäre. Nun meldet sich derjenige und bittet um ein Treffen. In dem Patienten gibt es eine Teilpersönlichkeit, die gelernt hat, dass Loyalität zum Familiensystem immer oberste Priorität hat. Ehe es dem Patienten richtig bewusst wird, übernimmt diese Teilpersönlichkeit die Regie und der Patient stimmt einem Treffen zu, obwohl es seiner Heilung nicht dienlich ist.
Integration von verschiedenen Anteilen
Ego State Therapie zielt darauf ab, die unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile wieder in die Gesamtperson zu integrieren. Das heißt: Der Patient wird sich dessen bewusst, welche Ego States seine Persönlichkeit beherbergt und lernt, sinnvoll mit ihnen umzugehen. Beispielsweise ihre Verdienste zu würdigen. All diese Persönlichkeitsanteile haben über lange Jahre eine wichtige Aufgabe erfüllt und das Überleben des Patienten gesichert. In der Therapie kann der Patient lernen, Ihnen eventuell neue Aufgaben zuzuweisen, etc.
Methoden der Ego State Therapie
Wie jede Form der Traumatherapie steht vor Beginn der eigentlichen therapeutischen Arbeit die Stabilisierung des Patienten. Der Patient muss sich sicher fühlen, ehe er beginnen kann, an seinem Trauma zu arbeiten. Dazu gehört ein stabiles soziales Umfeld und eventuell auch ein längerer stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Erst wenn Sicherheit gegeben ist, kann damit begonnen werden, das Trauma zunächst durchzuarbeiten. Wenn im weiteren Verlauf der Therapie klar wird, dass der Patient tatsächlich unterschiedliche Ego States entwickelt hat, ist es z.B. möglich, dass der Therapeut dieses direkt anspricht, befragt, um ihre Einschätzung bittet, etc. Dabei werden dem Patienten häufig erst die Ressourcen bewusst, die in diesen unterschiedlichen Ich-Anteilen liegen und er lernt, ihre „Arbeit“ über viele Jahre hin zu würdigen.
Methodenvielfalt in der Ego-State Therapie
Häufig kommen in der Therapie auch kreative Elemente (zum Beispiel aus der Kunsttherapie) zur Anwendung. Zum Beispiel erstellt der Patient eine Collage, auf der die unterschiedlichen Ego States symbolisch dargestellt werden, wobei immer neue dazu kommen können und der Patient so allmählich ein Bild von seiner Gesamtperson erhält.
Indikation für die Ego State Therapie
Anwendungsbereiche der Egostatetherapie sind neben der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) folgende Erkrankungen: Borderline Persönlichkeitsstörung, Angststörungen, Sexualstörungen und dissoziative Persönlichkeitsstörung (= Multiple Persönlichkeitsstörung).
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