Was ist das innere Kind?
Das innere Kind ist eine sinnbildliche Bezeichnung für einen emotionalen Teil in uns, der seit der frühsten Kindheit in uns besteht und in dem tiefe Empfindungen und oft auch emotionale Verletzungen gespeichert sind. Das innere Kind kommt hervor, wenn wir uns sehr freuen, herumalbern, ausgelassen sind, aber auch wenn wir uns angegriffen und verletzt fühlen. Jeder von uns kennt solche Situationen, wo wir vielleicht emotionaler reagieren, als es angemessen wäre oder uns meist nicht beabsichtigte „Kleinigkeiten“ tief verunsichern oder verletzen. Oft fühlen wir uns in solchen Momenten klein und hilflos, wissen nicht was wir sagen sollen, genauso wie damals als Kind. Genau das passiert in solchen Momenten auch. Wir sind dann innerlich nicht mehr als die erwachsene Person in der Situation, sondern der kindliche Anteil fühlt sich getroffen und verletzt. Das innere Kind steht da, alleine, und weiß meist nicht, wie es reagieren soll.
Unsicherheit und Verletzlichkeit
Im Nachhinein, ist uns meist klar, was wir hätten sagen oder mache sollen. Dann ist das Erwachsenen-Ich wieder aktiv. In der Situation war dieses logische, erwachsene Denken und Handeln aber wie blockiert. Das ist das innere Kind, das sich immer in potentiellen Bedrohungssituationen nach vorne drängt, wenn es viele Verletzungen in sich trägt und nicht ausreichend geschützt ist. Als Kind hatten wir noch nicht die geistige und emotionale Reife um mit schwierigen Situation umzugehen und diese zu verstehen. Dabei braucht ein Kind Unterstützung von Erwachsenen, meist den Eltern. Wenn unsere Eltern aber hier nicht oder zu wenig Unterstützt haben lernt das Kind „ich bin alleine und muss das alleine durchstehen“. Innere Verletzungen und Unsicherheiten bleiben zurück.
Wie funktioniert innere Kind-Arbeit?
Die Arbeit mit dem inneren Kind ist ein Teil aus der Traumatherapie. Hier werden meist mittels Imaginationsübungen oder Stuhltechniken Kontakt und Heilung der inneren, emotionalen Anteile bewirkt. Imaginationsübungen sind angeleitete Vorstellungsübungen, welche einen sehr entspannenden Effekt haben und die Aufmerksamkeit ganz ins Innere lenken. Dadurch kann eine Verbindung zur inneren Emotionswelt hergestellt werden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn nicht unterscheidet zwischen reiner, intensiver Vorstellung und realen Erlebnissen. Auf diese Weise können wir auch im Nachhinein den inneren Kind das geben, was damals in der Realität gefehlt hat.
Integration der verletzten Anteile
In der Arbeit mit dem inneren Kind wird zuerst der Kontakt mit diesem inneren Anteil aufgenommen und wiederhergestellt. Unser Erwachsenen-Ich übernimmt sozusagen stellvertretend die Elternrolle für das innere Kind und gibt ihm alles, was es lange Zeit vermisst hat: Zuwendung, Fürsorge, Schutz, Erklärung, Anleitung und Liebe. So können die verletzten Anteile wieder Vertrauen fassen und heilen. Der Erwachsene übernimmt sozusagen die Verantwortung und Fürsorge für das Kind, so dass es endlich Kind sein und sich sicher und geliebt fühlen darf.
Was bringt die Arbeit mit dem inneren Kind?
Die Arbeit mit dem inneren Kind hilft dabei unsere inneren, verletzlichen Anteile besser zu schützen und nachträglich heilen zu lassen. Sie hilft uns, unsere kindlichen Anteile in Sicherheit zu bringen und in schwierigen Situationen als Erwachsener agieren zu können, ohne neue Verletzungen davonzutragen. Durch innere Kind Arbeit lernen wir uns und unsere Verletzungen besser kennen und finden einen tiefen und liebevollen Zugang zu uns selbst. So hilft die Arbeit mit dem inneren Kind dabei, selbstwirksam besser mit sich und den eigenen Emotionen umzugehen.
Autorin: Stephanie Neuwald
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