Philosophie der Alexandertechnik
Die Alexandertechnik ist kein therapeutisches Verfahren im engeren Sinne, sondern eher eine pädagogische Methode. Sie beschäftigt sich mit dem Erkennen und Ändern von Angewohnheiten. Vor allem von körperlichen Fehlhaltungen, die sich durch Funktionsbeeinträchtigungen äußern. Diese reichen von Verspannungen bis hin zu ernsten körperlichen Beeiträchtigungen bei Jahre lang anhaltenden Fehlbelastungen im Alltag und in der Arbeitswelt. Häufig sind z.B. Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle, Sehnenscheidenentzündungen oder häufige Kopfschmerzen der Grund, warum jemand einen Lehrer für Alexandertechnik aufsucht. Das Verfahren der Alexander-Technik berücksichtigt den engen Zusammenhang zwischen körperlichen Fehlbelastungen und seelischen Faktoren.
Wie wird die Alexandertechnik angewendet
Die Anwendung der Alexander-Technik vermittelt dem Klienten Fertigkeiten zur Selbsthilfe. Sie hilft, über Jahre hin verfestigte Angewohnheiten (wie z.B. das Hochziehen der Schultern bei Anspannung, eine vornüber geneigte Haltung des Kopfes, etc.) zunächst einmal wahrzunehmen und diese Muster dann behutsam aufzulösen und durch bessere Angewohnheiten zu ersetzen. Besondere Bedeutung hat die Alexander-Technik für Menschen, die aus beruflichen Gründen auf ein intaktes Körpergefühl angewiesen sind (Tänzer, Schauspieler, Sänger). Auch Musiker, die aufgrund des von ihnen gespielten Instrumentes (Geige, Bratsche, …) eine eigentlich unnatürliche Körperhaltung einnehmen müssen, profitieren von der Alexander-Technik.
Begründer der Alexander-Technik
Benannt ist sie nach ihrem Begründer Frederick Matthias Alexander. Dieser war selbst Rezitator und Schauspieler, litt aber schon in jungen Jahren an Stimmproblemen bis hin zum völligen Stimmverlust. Ärztliche Gegenmaßnahmen halfen jeweils nur kurz. Alexander begann daraufhin, sich selbst beim Rezitieren in mehreren Spiegeln zu beobachten Dabei fiel ihm auf, dass seine Körperspannung für die ausgeübte Tätigkeit viel zu hoch ist. Diese Beobachtung half ihm, bestimmte ungünstige körperliche Fehlhaltungen loszulassen. Dank eines veränderten Körpergefühls konnte er den drohenden Stimmverlust abwenden und bis ins hohe Alter hinein seinem Beruf nachgehen. Aus seinen eigenen Erfahrungen heraus entwickelte er die Methode der Alexander-Technik. Diese erwies sich für viele Menschen als so hilfreich, dass sie heute weit verbreitet ist und vor allem in den USA und in England auch an Hochschulen für Schauspielkunst und Musik als reguläres Unterrichtsfach unterrichtet wird.
Wie wirkt die Alexander-Technik?
Die Alexander-Technik kennt im Grunde nur wenige echte Methoden. Grundlegend ist, dass der Therapeut (bzw. Lehrer für Alexander-Technik) über eine gute Beobachtungsgabe und physiologische Kenntnisse verfügt. Diese erlauben es ihm, Fehlbelastungen und Fehlhaltungen beim Klienten/Schüler zu erkennen und behutsam zu korrigieren. Entscheidend sind dabei zunächst das Verhältnis von Kopf, Rumpf und Körperachse. Die Korrektur erfolgt einerseits durch eine sanfte manuelle Therapie. Andererseits durch einige wenige Direktiven an den Klienten, wie etwa: „Erlaube es deinem Kopf, nach vorne und oben zu streben, sodass dein Rücken breiter und länger wird!“
Verspannungen lösen und wahrnehmen
Zum Loslassen von Verspannungen empfiehlt Alexander, täglich 15 Minuten mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken zu liegen, wobei der Kopf durch eine flache Unterlage (z.B. Buch) abgestützt wird. Auf diese Weise lösen sich Verspannungen. Wichtig ist zu Beginn der Behandlung auch das „Wahrnehmen ohne sofort zu reagieren“. (Bsp.: Was macht es in deinem Körper, dass du unbewusst den ganzen Tag die Schultern hochziehst?“). Empfohlen wird Alexander-Technik als Einzeltherapie zu 25-30 Stunden. Dabei wird an Bewegungsabläufen gearbeitet, die den Alltag des Klienten bestimmen. Das kann die korrekte Haltung eines Musikinstruments sein, es können aber auch Abläufe wie das Sitzen am PC oder Tätigkeiten des Haushaltes wie Fensterputzen sein.
Wem hilft die Alexander-Technik?
Für Alexander-Technik gibt es keine bestimmte Indikation, vielmehr hat sie sich als unterstützendes Verfahren bei sehr vielen Erkrankungen erwiesen. Anwendungsbereiche von Alexander-Technik sind neben den schon ausgeführten körperlichen Beschwerden z.B. auch die Entwöhnung von Rauchern (weil sie durch das stark verbesserte Körpergefühl auf einmal selbst merken, was sie da eigentlich tun). Hilfreich und unterstützend hat sich die Alexander-Technik auch im Bereich der Kommunikation erwiesen (Stichwort Körpersprache, enger Zusammenhang zwischen innerer Haltung und äußerem Ausdruck).
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